CHINAHIRN liest…

…Quarantäne Updates Shanghai von Christian Y. Schmidt. Am 12. Februar 2020 verließ der Autor Christian Y. Schmidt seine Wohnung in Beijing, um nach Berlin zu fliegen. In Deutschland wollte er sein neues Buch promoten und am 1. April wieder zurückfliegen. Soweit der Plan. Die Wirklichkeit aber durchkreuzte den Plan. Erst knapp 22 Monate später war er wieder in Beijing zurück. Was dazwischen geschah, hat er in diesem Buch beschrieben, und zwar in dem ihm eigenen ironischen Stil. Zuerst schildert er den fast ein Jahr andauernden Versuch, einen Platz in einem Flugzeug nach China zu ergattern. Es war ein Slalomlaufen durch den Irrgarten der Bürokratie. Am 6. November 2021 sitzt er dann endlich in einem Airbus von Air China nach Shanghai. Danach 14 Tage Quarantäne in einem „Holiday Inn Express“. Fast minutiös protokolliert er diese zwei Wochen in Zimmer 5038, das er nicht verlassen darf. Wie geht ein Mensch damit um, der gewohnt ist, am Tag mindestens zehn Kilometer zu Fuß oder noch mehr mit dem Fahrrad unterwegs zu sein? Nicht nur diese Frage beantwortet Schmidt in diesem sehr offenen, sehr persönlichen Buch. Am 21. November um 14.33 Uhr dann die Entlassung aus der Quarantäne. Er sieht zum ersten Mal seine chinesische Frau wieder. Wir liegen uns in den Armen. Doch, das ist wirklich, so etwas fühlt man nicht als Gespenst. Ich schlucke, Yingxin weint ein bisschen. Küssen können wir uns nicht, weil wir beide Masken tragen. Es ist genau 648 Tage her, dass wir uns nicht mehr berührt haben.“ Die Liebe in Zeiten von Corona. Solcher Kitsch passt nicht zu Schmidt. Deshalb heißt sein Buch verdammt nüchtern „Quarantäne Updates Shanghai“. Lesens- und sehenswert, denn dem Buch liegt auch eine DVD mit von ihm gedrehten kurzen Videos bei.

Info:

Christian Y. Schmidt: Quarantäne Updates Shanghai, 128 Seiten (gebunden), Hybriden-Verlag, 100 Euro (limitierte Auflage, signiert und nummeriert)

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