WER MACHT WAS? Deutschland, deine Sinologen (10). Heute: Universität zu Köln

In Deutschland gibt es an vielen Universitäten, aber auch an einigen Fachhochschulen die Möglichkeit Sinologie oder sogenannte Kombi-Studiengänge – meist mit Wirtschaft – zu studieren. Die Unis haben dabei unterschiedliche Schwerpunkte. Manche lehren vorwiegend das moderne China, manche eher das alte China, die meisten beides. In dieser Serie werde ich die sinologischen Abteilungen an den deutschsprachigen Universitäten und ihre Geschichte, ihre Schwerpunkte und ihre Lehrenden vorstellen. Heute ist die Universität zu Köln dran.

Die Geschichte: 1960 wurde die Sinologie an der Universität zu Köln etabliert. Erster Lehrstuhl-Inhaber war Walter Fuchs, der während der 30er und 40er Jahre in China lebte und auch dort unterrichtete. Fuchs lehrte in Köln bis 1970. Seine Nachfolger waren dann Martin Grimm (1970-1996) und Helmolt Vittinghoff (2001-2009). Außerdem gibt es – und das ist eine Besonderheit Kölns – einen Lehrstuhl für Chinese Legal Culture. Er wurde 1992 auf Betreiben des Landes Nordrhein-Westfalen eingerichtet und von Robert Heuser (bis 2011) besetzt. Die Uni Köln war eine der ersten Hochschulen, die Regionalstudiengänge einführte. Das ist eine Kombination von Wissensvermittlung über ein Land bzw. eine Region und einem Wahlfach (BWL, VWL, Sozialwissen- oder Rechtswissenschaften). Die Fokussierung auf diesen Studiengang führte quasi zu einer Abschaffung eines reinen sinologischen Studiengangs in Köln. Dieser Schritt wurde durch die 2014 erfolgte Berufung von Stefan Kramer korrigiert. Unter ihm wurde wieder ein Studiengang Chinastudien etabliert. Er hat – so Kramer – „eine breitere kulturwissenschaftliche Orientierung mit Schwerpunkten in der Medienkultur, der Ästhetik und einer kulturvergleichenden Erkenntnistheorie“ und stelle deshalb ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Kölner Sinologie dar.

Die Lehrenden: Der Bereich der China-Studien an der Universität zu Köln hat vier Arbeitsbereiche: Kultur Chinas, Moderne China-Studien, Chinese Legal Culture und Sprachausbildung China. Die ersten drei Bereiche werden jeweils von einem Lehrstuhl-Inhaber geleitet. Die Kultur Chinas leitet seit 2014 Stefan Kramer, der einst in Bochum studierte und zuletzt an der Uni Leipzig lehrte. Er verantwortet den Studiengang Chinastudien. Ebenfalls seit 2014 hat Felix Wemheuer den Lehrstuhl für Moderne China-Studien inne. Er hat auch in Bochum studiert und war zuletzt an der Uni Wien, wo er auch habilitiert hat. Er ist de facto für den Studiengang Regionalwissenschaften China zuständig, de jure liegt die Zuständigkeit aber bei Björn Ahl. Er ist seit 2012 ist als Nachfolger von Robert Heuser auf dem Lehrstuhl für Chinese Legal Culture. Der Bereich Sprachausbildung Chinesisch wird von Weiping Huang geleitet. Sie ist seit 2016 außerplanmäßige Professorin.

Das Studium: Seit dem Wintersemester 2016/17 gibt es wieder einen Bachelor-Studiengang in Sinologie, der aber China-Studien heißt. Es ist ein Zweifach-Studiengang. Die Studierenden müssen also noch ein zweites Fach studieren. Da bietet die Universität Köln ein breites Spektrum an. „Fast alle nehmen ein Fach der philosophischen Fakultät“, sagt Kramer, also zum Beispiel Nationalphilologien (Germanistik, aber auch Japanologie), Ethnologie, Philosophie und Medienwissenschaften. Es wird großer Wert auf eine gute Sprachausbildung gelegt. So wird ab dem 3. Semester wieder klassisches Chinesisch gelehrt, im 5. Semester soll ein Auslandssemester absolviert werden. Wer danach in Köln den Ein-Fach-Master in Chinastudien machen will, muss einen HSK-5- oder äquivalenten Nachweis (etwa die in Taiwan übliche TOCFL) erbringen. Neben dem „neuen“ Chinastudien-Gang gibt es weiterhin den etablierten Studiengang Regionalwissenschaften China, bei dem die Studierenden ein Pflichtfach wählen müssen. Im Angebot sind BWL, VWL, Jura und Sozialwissenschaften. Die große Mehrheit wählt BWL, betrachten doch viele diese Kombination als Sprungbrett für einen Job in der Wirtschaft. Doch auch bei diesem Regionalstudiengang gehen die Studentenzahlen zurück. Früher fingen dort um die 100 Studierende an, derzeit sind es nur noch 20 bis 30. 

Info:

Die Homepage des Fachbereichs Chinastudien gibt es hier: https://chinastudien.phil-fak.uni-koeln.de/

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