ESSEN I Kleine Portionen, hohe Preise

Es gibt keine Speisekarte. Was auf den Tisch kommt oder auf den Teller, entscheidet der Koch. „Omakase“ heißt dieser Typus von Restaurant, der in Japan seinen Ursprung hat. Omakase heißt übersetzt „Ich überlasse es Ihnen.“ Der Gast zahlt einen festen Betrag und bekommt dafür mehrere Gänge in – wenn es gut läuft – allerbester Qualität. Die Welle der Omakase-Restaurants ist nun auch nach Shanghai übergeschwappt. Es gibt einige, die dort japanische Küche anbieten, aber nur eines, das feine chinesische Küche serviert. Es heißt „Tou Zao“ (heißer Ofen), eröffnete im Januar und ist an der Nanjing Road nahe des Jing´an Tempels gelegen. Telefonisch zu reservieren ist nicht möglich. Man muss einer WeChat-Gruppe beitreten, um einen Platz zu bekommen. Die Plätze sind rar. Sechs an der Theke, vier an einem Tisch. Pünktliches Erscheinen ist vorgeschrieben. 2000 Yuan (umgerechnet rund 285 Euro) kostet der Spaß. Ohne Service versteht sich. Dafür bekommt man mehrere Gänge in überschaubarer Größenordnung. Zwei Pakchoi-Blätter. Oder zwei dünne Entenscheiben. Oder zwei Beeren. Bilder dieser Mini-Portionen wurden von unzufriedenen hungrigen Gästen in den sozialen Medien serviert. Prompt brach ein Shitsturm über das Restaurant herein. Dessen Chef fühlt sich unverstanden und sagt, dass Qualität eben seinen Preis habe. Und diesen scheint die Shanghaier Schickeria offenbar gern zu zahlen, denn das „Tou Zao“ ist über Wochen ausgebucht.

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