WIRTSCHAFT I China Post greift Starbucks an

Am Valentinstag passierte in Xiamen, der Hafenstadt in der südlichen Provinz Fujian, etwas Unpassendes. Ausgerechnet am Tag der Verliebten ging jemand fremd. Der jemand ist freilich keine Person, sondern ein staatlicher Moloch: China Post. In der Filiale der China Post im Xiamen International Trade Center wurden an diesem Tag neben den üblichen Diensten und Utensilien eines Postladens noch ganz andere Produkte angeboten: Kaffee und diverse süße Teilchen. Für Preise zwischen 20 und 40 Yuan – das ist Starbucks Niveau – bekam der überraschte Kunde einen Becher Kaffee – von Espresso bis Latte – ausgeschenkt. Sitzgelegenheiten in der eigens umgebauten Filiale luden gar zum Verweilen ein. Warum ein Café-Shop in der Postfiliale? Auf ihrem Weibo-Account klärt die Post auf: “The post office would be no longer a simple place that offers postal service. It is more about a new social networking place where people can try premium coffee drinks and experience postal cultures. We would like to build a new post office image that is associated with fun, trend and diversity.”  Chinas Post will also dadurch ihr Image verbessern und zusätzliches Geld verdienen. Dabei steht die China Post Group auf den ersten Blick eigentlich glänzend da. Umgerechnet über 100 Milliarden Dollar Umsatz, knapp zehn Milliarden Dollar Gewinn. Beim zweiten Blick zeigt sich jedoch, dass über die Hälfte des Gewinns die Postal Savings Bank of China beisteuert. Im eigentlichen Geschäft, dem Zustellen von Briefen und Paketen, tut sich China Post hingegen schwer. Zwar boomt in China der Online-Handel wie in keinem anderen Land, aber China Post profitiert davon nur wenig. Die fünf größten Express-Paketdienste (SF Express, ZTO & Co.) sind alle privat und haben zusammen einen Marktanteil von bereits rund 73 Prozent (2020).  EMS, der Expressservice der Post, kommt nur auf magere 11,5 Prozent (2019).  EMS hat kein gutes Image: Zu langsam, zu behäbig. Ein Staatsunternehmen eben. Auf diese Konkurrenz im angestammten Geschäft reagiert die Post nun mit Diversifizierungsversuchen. Schon im vergangenen Jahr probierte es die Post mit einem Milchtee-Shop unter dem Namen „Post Oxygen of Tea“. Der erste wurde in Fuzhou, ebenfalls in Fujian, eingerichtet. Von weiteren Shops ist nichts bekannt. Ob Post Coffee erfolgreicher sein wird, ist fraglich. Das theoretische Potential ist gigantisch. Rund 54 000 Filialen hat Chinas Post. Der gelbe Schriftzug auf dunkelgrüner Farbe ist eine bekannte Brand in China. Und derzeit herrscht ja der Guochao-Trend, also das Bekenntnis zu chinesischen Marken. Wer weiß: Vielleicht wird die chinesische Post der große Konkurrent von Starbucks. Aber das ist derzeit noch Kaffeesatzleserei.

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