China ist ja ein Nudelland mit einer Vielfalt, vor der selbst die Italiener neidvoll erblassen. Ganz grob ist China dabei zweigeteilt. Im Norden dominieren die Weizennudeln, im Süden die Reisnudeln. Reisnudeln werden aus dem gemahlenen Reis hergestellt, nicht – wie man vielleicht vermuten könnte – aus Reismehl. Die Herstellung ist ein etwas schwieriger und langwieriger Prozess. Sind die Reisnudeln fertig und in der richtigen Form, gibt man sie für wenige Sekunden in kochendes Wasser, schreckt sie danach ab. Im Süden werden sie meist frisch verkauft. Es gibt sie aber auch als getrocknete Variante. Dazu hängt man die Nudeln vor dem Verpacken an die Sonne. In westlichen Asia-Märkten bekommt man fast nur die getrockneten Reisnudeln – entweder als breite Bandnudeln oder als Reis-Vermicelli. Gerichte mit Reisnudeln gibt es vor allem in den südlichen und südwestlichen Provinzen. Ein berühmtes Gericht stammt aus Yunnan. Es heißt „Reisnudeln, die die Brücke überqueren“. Und dieses Gericht hat natürlich eine Geschichte, die ich aus „Culinaria China“ zitiere: „In der Qing-Zeit zog sich ein Examenskandidat für die kaiserliche Beamtenprüfung zum Lernen auf eine Insel zurück. Seine Frau brachte ihm jeden Tag sein Lieblingsessen, das ein Reisnudelgericht war. Dieses erkaltete jedoch auf dem langen Weg. Eines Tages bereitete sie eine kräftigende Geflügelbrühe zu, und stellte erstaunt fest, dass ein öliger Fettfilm auf der Oberfläche die Brühe darunter kochend heiß hielt. So kam sie auf die Idee, Reisnudeln und hauchdünn geschnittene Fleisch-, Fisch- und Gemüsestreifen erst kurz vor der Brücke, die zu der Insel führte, in die heiße Brühe zu geben. Der Ehemann bestand die Prüfung, und Yunnan erhielt eine Spezialität.“
Info:
Hier ein Video über die Zubereitung von „Reisnudeln, die die Brücke überqueren“: https://www.dailymotion.com/video/x6rko60