Manchmal werde ich gefragt, welches meine Lieblingsstadt in China sei. Ich antworte: Chongqing, was meist ungläubiges Staunen bei den fragenden Chinesen auslöst. Sie wundern sich, weil die Stadt doch so hügelig sei. Und dann das Klima! Heiß und feucht im Sommer, kalt und neblig im Winter. Es ist aber gerade diese Topographie, die mich an der Stadt reizt. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Reise nach Chongqing. Ich hatte gerade einen einjährigen Aufenthalt in New York hinter mir. Und dann kam ich nach einer Yangtse-Fahrt in Chongqing an und staunte auf den ersten Blick: Das hat ja was von Manhattan. Gut, es fehlten – damals – die Wolkenkratzer. Aber das von zwei Flüssen umrahmte Zentrum erinnerte mich an das von Hudson und East River umzingelte Manhattan. Tauchte man allerdings in das Häusermeer ein, so verblasste schnell der vermeintliche Glanz eines chinesischen Manhattans. Das soll sich nun ändern. Nach dem Willen des Handelsministeriums soll Chongqing ein „international consumption center“ werden. Die Kaufkraft in der westlichen Metropole, in der 14 der 500 größten chinesischen Unternehmen ihren Sitz haben, steigt und steigt. Die lokale Regierung reagierte gehorsam auf den Wunsch des Ministeriums und verabschiedete in den vergangenen Wochen und Monaten mehrere Pläne, um die Stadt attraktiver zu machen. Sobald man wieder nach China reisen darf, werde ich nach Chongqing fahren, um den Stand des Fortschritts zu begutachten – und natürlich Feuertopf zu essen, den schärfsten, den es auf diesem Planeten gibt.
Info:
Hier ein (Werbe-)Film über Chongqing: https://www.ichongqing.info/2021/11/15/chongqing-has-a-plan-to-build-an-international-consumption-center/