WER MACHT WAS? Deutschland, deine Sinologen (7). Heute: Ostasieninstitut Ludwigshafen

In Deutschland gibt es an vielen Universitäten, aber auch an einigen Fachhochschulen die Möglichkeit Sinologie oder sogenannte Kombi-Studiengänge – meist mit Wirtschaft – zu studieren. Die Unis haben dabei unterschiedliche Schwerpunkte. Manche lehren vorwiegend das moderne China, manche eher das alte China, die meisten beides. In dieser Serie werde ich die sinologischen Abteilungen an den deutschsprachigen Universitäten und ihre Geschichte, ihre Schwerpunkte und ihre Lehrenden vorstellen. Heute ist das Ostasieninstitut (kurz: OAI) an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen dran.

Die Geschichte: Das Institut ist vor allem einem Mann und einer Frau zu verdanken: dem Ehepaar Englert – Siegfried Englert und Barbara Schmitt-Englert. Beide Sinologen, beide arbeiteten in den 80er Jahren bei der Stiftung Volkswagen in Hannover. Dort kam die Idee auf, das Chinesisch-Studium mit einem Wirtschafts-Studium zu kombinieren. Die Idee wurde der Kultusministerkonferenz vorgestellt. Zwei Minister fanden die Idee gut und kamen danach auf Englert zu: Hans Maier (Bayern) und Georg Gölter (Rheinland-Pfalz). Englert, gebürtiger Wormser, entschied sich für Rheinland-Pfalz. Nur: Wo dort diesen neuen Studiengang platzieren? Die Hochschule Worms wollte nicht, Ludwigshafen willigte eher widerwillig ein. 1989 wurde dort schließlich der Modellstudiengang Marketing Ostasien mit Schwerpunkt China gegründet. 1992 kam Japan hinzu, 2016 Korea. Das Ehepaar Englert dominierte lange Zeit das OAI. Sie leitete die Verwaltung, er lehrte und schaffte dank seines umfangreichen Netzwerks das nötige Geld heran, zum Beispiel für den Neubau des Instituts 1997 direkt am Rhein.

Die Lehrenden: Geschäftsführer des OAI ist inzwischen Professor Frank Rövekamp, ein Japan-Spezialist. Leiterin des Studienschwerpunkts China ist Barbara Darimont. Die gebürtige Hamburgerin studierte Sinologie und Jura in Hamburg, nach mehrjährigem China-Aufenthalt arbeitete sie lange bei der Max-Planck-Gesellschaft für Sozialrecht und Sozialpolitik in München. Seit 2012 ist sie Professorin am OAI als Nachfolgerin von Siegfried Englert. Professor Manuel Vermeer, auch ein Mann der ersten Stunde, ist Dozent für Chinesisch (siehe CHINAHIRN 21), ebenso Dai Yi.

Das Studium: Am OAI kann man den Bachelor-Titel „International Business Management (East Asia)“ erwerben. Das Studium ist quasi dreigeteilt: BWL (mit Schwerpunkt Marketing), Sprache und Länderwissen über China, Japan oder Korea. Acht Semester sind vorgesehen, davon muss ein Jahr (im 5. und 6. Semester) im Ausland verbracht werden. Dafür hat das OAI mehrere Partnerunis in der Volksrepublik, in Hongkong und Taiwan. Das OAI hat keinen Numerus Clausus, dafür eine ziemlich ambitiöse Aufnahmeprüfung. Diese wurde schon 1992 eingeführt. Warum? Englert: „Wir wollten motivierte Studenten, um möglichst wenige Abbrecher zu haben.“ Aktuell bewerben sich im China-Zweig zwischen 35 und 40 junge Leute auf die 20 bis 25 Plätze.  „Viele sehen in China nach wie vor ein Land mit vielen wirtschaftlichen Möglichkeiten und sind entsprechend motiviert“, sagt Darimont. Unterrichtet wird in kleinen Gruppen. Da das OAI ein eigenes Gebäude (übrigens mit einer vorbildlichen Bibliothek) hat, ist die Kommunikation unter den Studierenden, aber auch zu den Lehrenden sehr eng. „Hier herrscht ein unglaubliches Gemeinschaftsgefühl“, sagt Darimont, „fast wie in einer Schule.“ Die Studis nennen es OAI Spirit. Dieser hält auch nach dem Studium an. Die rund 800 Alumni unterstützen die Studenten bei den  Auslandssemestern und der Jobsuche. So haben schon aus diesem Grunde die Absolventen des OAI wenig Probleme bei der Suche nach einem Arbeitgeber.

Info:

Hier eine kurzes Video über das Studium mit dem Institutsleiter Frank Rövekamp: https://ostasieninstitut.com/vor-dem-studium/unser-studiengang/  Das Modulhandbuch gibt einen detaillierten Ein- und Überblick in das Studium: https://ostasieninstitut.com/wp-content/uploads/2019/03/Modulhandbuch-IBM-WS-2019-20.pdf

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