OLD & YOUNG CHINA HANDS I Damian Maib – Entrepreneur in Shanghai

China Hands wurden im 19. Jahrhundert die wenigen Ausländer genannt, die sich in China auskannten, dessen Sprache und Kultur verstanden- oder zumindest so taten. Später wurden daraus Old China Hands, Leute mit 20 oder von mehr Jahren Erfahrung im Reich der Mitte. Es gibt aber auch zunehmend junge Leute, die sich intensiv mit China beschäftigen, die aber oft nicht zu Wort kommen. Deshalb werde ich neben Old China Hands auch Young China Hands vorstellen – auch wenn Letzteres per definitionem ein Widerspruch ist. Heute wird eine Young China Hand vorgestellt: Damian Maib (28).

Just heute am Erscheinungstermin dieser Ausgabe wird Damian Maib 28 Jahre alt. Das ist ein Alter, in dem sich viele noch irrend und suchend auf dem Karriereweg befinden. Er ist dagegen auf diesem schon sehr weit fortgeschritten. Maib ist Gründer eines Unternehmens namens Genuine German, das deutschen (und zunehmend auch europäischen) Firmen hilft, ihre Produkte auf den chinesischen Online-Kanälen zu verkaufen. 46 Beschäftigte hat er bereits in seinem Büro in der Nähe des Shanghaier Bunds, aus dem er mir per Zoom erzählt, wie er nach China gekommen ist. Es fing in einer Lagerhalle in Köln-Marsdorf an. Als 13jähriger radelte er dorthin und entdeckte dort viel günstige Importware aus China. Zum Beispiel einen Hubschrauber. Den ließ er überm Schulhof kreisen und sagte seinen Mitschülern: Ich kann euch den für 20-25 Euro verkaufen. Bei Conrad kostet er 30 Euro.“ Später verkaufte er Elektrogeräte Made in China – alles noch als Schüler – auch auf Ebay. Es folgte die erste (touristische) Reise mit seinem Vater nach China. Und auch während des Studiums an der WHU (Otto Beisheim School of Management) ließ ihn China nicht los. Er lernte dort als zweite Fremdsprache Chinesisch, machte sein Auslandspraktikum bei einem kleinen deutschen Händler in Shanghai und Hongkong. Und er dealte weiter. Erst verschickte er Milchpulver nach China. Dann kaufte er bei der Drogeriekette dm ein, verpackte die Waren und schickte sie nach China. An der Uni sprach sich schnell herum, dass es da einen „Verrückten“ gibt, der Pakete aufs Postamt Richtung China schleppt. „Ich war dort der China guy,“ sagt er heute lächelnd. Über seine Bachelor-Arbeit zum Thema Venture Capital kam er zum Berliner Startup Foodspring, das Sportnahrung herstellt. Für sie sollte er das E-Commerce-Business in China aufbauen. Das klappte nicht so schnell wie erhofft. Er stieg aus, übernahm das kleine Team in Shanghai und gründete im Sommer 2017 seine eigene Firma: Genuine German. Sie hilft deutschen Marken beim Markteintritt in China. Warum er das getan hat? „Ich wollte das mal mit anderen Marken probieren, denn ich bin davon überzeugt, dass das funktioniert.“ Und es funktionierte. Inzwischen hat Maib sein Geschäftsmodell gefunden: „Das Betreiben von T-Mall Stores für ausländische Marken, verbunden mit dem entsprechenden Auftritt in den sozialen Medien.“ Einer seiner ersten Kunden war Brauns-Heitmann, dann folgte die Kosmetikfirma cosnova (Marken: Essence, Catrice). Kürzlich kam Villeroy & Boch dazu. Inzwischen fragen auch nicht-deutsche Firmen nach seinen Diensten. Der schwedische Weiße-Waren-Hersteller Electrolux zum Beispiel. Dieses Öffnen für neue internationale Kunden hat Maib zu einer Namensänderung seiner Firma gezwungen. Aus Genuine German wurde schlicht Genuine. Die deutsche Tochter in Berlin firmiert allerdings noch unter Genuine German. Eigentlich hatte Maib auch vorgehabt zwischen Shanghai und Berlin zu pendeln. Doch Corona verhinderte dies. Immer wieder hatte er Flüge gebucht, doch dann wurden sie gecancelt. So ist er seit zwei Jahren in Shanghai. Aber das hat auch etwas Gutes: „Am Wochenende reise ich oft durchs Land und lerne so China kennen.“

Info:

Hier ein Interview, das Alexandra Stefanov mit Damian Maib führte: https://www.china-impulse.de/expertinnen-interviews/damian-maib/

No Comments Yet

Comments are closed