WER MACHT WAS? Deutschland, deine Sinologen (2). Heute: Hochschule Bremen

In Deutschland gibt es an vielen Universitäten, aber auch an einigen Fachhochschulen die Möglichkeit Sinologie oder sogenannte Kombi-Studiengänge – meist mit Wirtschaft – zu studieren. Die Unis haben dabei unterschiedliche Schwerpunkte. Manche lehren vorwiegend das moderne China, manche eher das alte China, die meisten beides. In dieser Serie werde ich die sinologischen Abteilungen an den deutschsprachigen Universitäten und ihre Geschichte, ihre Schwerpunkte und ihre Lehrenden vorstellen. Heute ist die Hochschule Bremen dran, an der keine klassische Sinologie gelehrt, sondern ein Kombi-Studiengang angeboten wird..

Die Geschichte: 1988 wurde der Kombi-Studiengang eingeführt – damals noch unter dem Namen Angewandte Weltwirtschaftssprachen. Treibende Kraft war der damalige Rektor der Hochschule Ronald Mönch, der sehr international ausgerichtet war. Er suchte und fand auch die Unterstützung der exportorientierten Bremer Wirtschaft, allen voran das Handelshaus C. Melchers und die Wolfgang-Ritter-Stiftung. Unterstützung zum Start gab es auch vom Bundesforschungsministerium. Für drei Sprachen (Arabisch, Chinesisch und Japanisch) wurde der Studiengang angeboten. Erster Professor für den chinesischen Part war Thomas Heberer (später Trier und Duisburg-Essen). Ihm folgte 1994 Monika Schädler. Die Sinologin und Volkswirtin war zuvor lange Zeit beim Institut für Asienkunde (IfA) in Hamburg. Sie war fast 25 Jahre Professorin für Wirtschaft und Gesellschaft Chinas an der Hochschule Bremen und sagt deshalb zu Recht: „Das war mein Kind.“ Fast tausend Studierende hat sie während dieser Zeit unterrichtet und betreut. „Ich erinnere mich an alle.“

Die Lehrenden: Sandra Heep ist seit Juli 2018 als Nachfolgerin von Monika Schädler Professorin für Wirtschaft und Gesellschaft Chinas. Sie hat in Bonn und Berlin (FU und TU) Philosophie und Politikwissenschaft studiert und lernte an der Nanjing Universität Chinesisch. Während ihrer Promotion an der Uni Trier (Thema: „Chinas Rolle im globalen Finanzsystem“) war sie zunächst Gastwissenschaftlerin an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften in Beijing und der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin und später wissenschaftliche Mitarbeiterin am GIGA in Hamburg. Anschließend lehrte und forschte sie an der Uni Freiburg und leitete das Programm „Wirtschaftspolitik und Finanzsystem“ am Merics in Berlin.  Vor ihrem Wechsel nach Bremen arbeitete sie für zwei Jahre im Bundesfinanzministerium. Ihre Arbeitsgebiete sind Chinas wirtschaftliche Entwicklung, die politische Ökonomie des chinesischen Finanzsystems und die Ideologie der Kommunistischen Partei.

Das Studium: Das Studium hat einen sperrigen Titel „Angewandte Wirtschaftssprachen und internationale Unternehmensführung – China B.A.“. Kurz: AWS. Es ist ein Bachelor-Studiengang über acht Semester – entgegen den sonst üblichen sechs Semestern. Im fünften und sechsten Semester geht es für ein Jahr nach China oder Taiwan. Zuerst zum Sprachstudium an eine der vier Partnerunis (Capital Normal University in Beijing, East China Normal University in Shanghai, Sichuan University in Chengdu und National Changhua University of Education, Changhua, Taiwan), danach zu einem Praktikum vor Ort. Jeweils 40 Prozent des Studiums sind der Sprachausbildung (zuständig hierfür ist Sprachdozentin Yue Gao) und der wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung (dabei mehr BWL als VWL) gewidmet. In den restlichen 20 Prozent wird Wissen über Politik und Wirtschaft Chinas vermittelt. Vorteil der Hochschule: Es wird in kleinen Gruppen unterrichtet. In diesem Sommersemester fingen zum Beispiel 20 Studierende an.

Die Berufschancen: Die Bremer Absolventen haben gute Chancen in der Wirtschaft, sei es bei Unternehmen oder auch bei Verbänden. „Unser großes Plus ist der enge Praxisbezug“, sagt Sandra Heep. Als Wettbewerbsvorteil gegenüber Absolventen anderer Hochschulen sieht sie die Kombination von wirtschafts- und regionalwissenschaftlicher Expertise mit Sprachausbildung und Praxiserfahrung im Ausland. Diese verschafft den Bremern einen Startvorteil gegenüber „reinen“ Sinologen – zumindest denjenigen, die in der Wirtschaft arbeiten wollen. Manche hängen einen Masterstudiengang dran, oft mit einem vertiefenden BWL-Schwerpunkt.

Info:

Hier gibt es Informationen über das Kombi-Studium an der Hochschule Bremen: https://www.hs-bremen.de/studieren/studiengang/angewandte-wirtschaftssprachen-und-internationale-unternehmensfuehrung-b-a/

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