China Hands wurden im 19. Jahrhundert die wenigen Ausländer genannt, die sich in China auskannten, dessen Sprache und Kultur verstanden- oder zumindest so taten. Später wurden daraus Old China Hands, Leute mit 20 oder von mehr Jahren Erfahrung im Reich der Mitte. Es gibt aber auch zunehmend junge Leute, die sich intensiv mit China beschäftigen, die aber oft nicht zu Wort kommen. Deshalb werde ich neben Old China Hands auch Young China Hands vorstellen – auch wenn Letzteres per definitionem ein Widerspruch ist. Heute wird mal wieder eine Young China Hand vorgestellt: Theresa Stewart (31).
Sie ist erst 31 Jahre alt und hat schon so viel gemacht: In Großbritannien zur Schule gegangen und studiert, in Australien und China gearbeitet, und dazwischen in Bochum und Tübingen gelebt. Aber jetzt ist sie sesshaft geworden – in Berlin. Theresa Stewart leitet von der Hauptstadt aus das China-Team von Storymaker, das deutsche Unternehmen beim Aufbau und Ausbau ihrer digitalen China-Kompetenz berät und operativ unterstützt. Außerdem will Storymaker zunehmend chinesischen Digitalunternehmen bei ihrem Auftritt in Deutschland helfen. „Deshalb auch dieses Büro in Berlin“, sagt sie. Denn immer mehr chinesische Konzerne wählen Berlin als ihren Ausgangspunkt für den deutschen Markt. Stewart hat einen großen Vorteil: Sie kennt beide Welten. Früh kam sie mit der chinesischen in Berührung. „Schon als Teenager wollte ich ins Ausland“, sagt sie. Mit 16 ging sie dank eines Stipendiums auf das United World College of the Atlantic in Wales. Dort hat sie zum ersten Mal Chinesen kennengelernt. „Sie und ihre Kultur haben mich fasziniert.“ So war eigentlich für sie klar, dass sie Sinologie studiert. Aber davor ging sie noch für neun Monate an eine private Sprachschule in Shanghai. Dann folgte das Bachelor-Studium in Bochum, wo sie aufgewachsen ist. Nach Ende des Studiums ging sie wieder nach Shanghai. Aus einem geplanten dreimonatigen Praktikum wurde aber ein ganzes Jahr bei der GIZ. Zurück in Europa begann sie ein Masterstudium an der renommierten SOAS in London, das sie mit einem Master in international Management mit Fokus auf China abschloss. Ein Weilchen blieb sie nach dem Studium noch in London, lernte beim National Council for Voluntary Organizations die Arbeit einer NGO kennen. „Aber die ganze Zeit habe ich im Kopf gehabt: Wann kann ich wieder nach China?“ sagt sie. 2015 war sie dann wieder mal zu Besuch in Shanghai und entschied sich für eine forsche Bewerbungstaktik: „Ich bin einfach zu verschiedenen Firmen und Organisationen gelaufen und habe gesagt: Ich möchte hier arbeiten.“ Christian Sommer gefiel diese direkte Art, und er engagierte Stewart als seine Executive Assistant im German Centre Shanghai. Drei Jahre lang machte sie diesen Job und lernte dabei viel: „In dieser Funktion muss man alles machen.“ Und nebenbei verteilt sie noch ein Lob: „Sommer war ein Superchef, weil er viel Chinakompetenz hat und einen viel machen lässt.“ Trotzdem verließ sie Sommer und Shanghai, um sich mit ihrem Mann wiedervereinen zu können. Der arbeitete nämlich an Marvel Filmen im australischen Melbourne, wo Stewart ein Jahr lang ein australisches NGO unterstützte. Danach folgten sechs Monate Business Development im German Center in Taicang, dem Mekka deutscher Mittelständler in der Nähe von Shanghai, landeten sie und ihr Mann schließlich im Frühjahr 2020 in Deutschland. Nun leitet sie die Business Unit China bei Storymaker als Nachfolgerin von Gina Hardebeck, die das China-Geschäft von Storymaker über lange Jahre aufgebaut hat. Ein Jahr lebte Stewart erst in Tübingen, dem Sitz von Storymaker, dann zog sie – Gründe siehe oben – nach Berlin um.
Info:
Mehr über die Agentur Storymaker gibt es hier: https://www.storymaker.de/