Einige Jahrzehnte später als in Frankreich etablierte sich in Deutschland die Sinologie, die wissenschaftliche Erforschung Chinas. Leipzig entwickelte sich in den 1880er Jahren unter Georg von der Gabelentz zum ersten Zentrum der Chinaforschung. Das 1887 in Berlin gegründete Seminar für Orientalische Sprachen beschäftigte sich ebenfalls mit China. Aber erst 1909/10 wurde am Kolonial-Institut in Hamburg einen Sinologie-Lehrstuhl in Deutschland eingerichtet. Ihn besetzte Otto Franke, dessen mehrbändige „Geschichte des Chinesischen Reiches“ ein Standardwerk wurde. Berlin, Hamburg und Leipzig waren bis in die 20er Jahre die Zentren der deutschen Sinologie. 1925 kam noch das China-Institut Frankfurt hinzu. Während der Nazi-Zeit verließen viele deutsche Sinologen Deutschland. Die Folge: 1949 gab es nur an den drei Unis Hamburg, Leipzig und München eine Professur für Sinologie. In der DDR wurde 1958 Leipzig geschlossen und die Sinologie wurde an der Humboldt Universität in Berlin konzentriert. Im Westen gab es bei der Ausweitung von Sinologie-Lehrstühlen zwei Schübe: In den 60er Jahren, nachdem der Wissenschaftsrat ein Ausbau der orientalischen Fächer empfohlen hatte. Und dann nochmals in den 70er Jahren, nachdem die Bundesrepublik Deutschland diplomatische Beziehungen zu der VR China aufgenommen und das Interesse an China entsprechend zugenommen hatte. Mit der später erfolgten Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen entstanden zudem an mehreren Unis und Fachhochschulen die sogenannten Kombi-Studiengänge (Chinesisch plus Wirtschaft). Heute kann man an 26 deutschen Hochschulen Sinologie oder eine Kombination studieren.
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