Egal, ob Politik- oder Wirtschaftswissenschaftler – sie tun sich beide schwer, das chinesische Modell einzuschätzen und zu etikettieren. “Is it capitalist, socialist, command and control, or an admixture of all three?” fragt denn auch Jude Blanchette in seiner Einführung zu der Studie „Chinese State Capitalism – Diagnosis and Prognosis“. Sie basiert auf Vorträgen in einem Workshop, den das Center for International and Strategic Studies (CSIS) im März 2021 veranstaltete. Wie zu erwarten war, waren sich die Teilnehmer weder in der Diagnose noch der Prognose einig. Viele Autoren benutzen den Ausdruck Staatskapitalismus zur Beschreibung des chinesischen Systems. So zum Beispiel Andrew Batson in seinem Beitrag „Some Facts about China´s State Capitalism“. Er rechnet vor, dass Chinas Wirtschaft 60 Prozent privat und zu 40 Prozent staatlich sei. Für Arthur Kroeber ist der Ausdruck Staatskapitalismus „too simple“. Er spricht lieber von einem „Venture State Capitalism“, der übrigens in China gut funktioniere. Er sieht deshalb wenig Notwendigkeit seitens der chinesischen Führung das System zu reformieren. Interessant auch der Beitrag von Wendy Leutert und Sarah Eaton (an der Humboldt Uni in Berlin lehrend). In ihrem Aufsatz „A New Xi Era in China´s State-Owned Economy?” beantworten sie die gestellte Frage mit Nein. Sie sehen Xi in Kontinuität von Vorgänger Hu Jintao. Insgesamt eine gute Übersicht über die aktuelle – amerikanische – Diskussion über das chinesische Wirtschaftssystem.
Info:
Den Sammelband „Chinese State Capitalism“ kann man hier herunterladen: