Am 1. Juli trat Pit Heltmann (63) seine dreijährige Amtszeit als deutscher Generalkonsul in Shanghai an. Noch wohnt er in einem Serviced Apartment, in dem ich ihn an diesem Abend Anfang September per Zoom erreiche. Doch just an diesem Tag hat er seinen Mietvertrag für die neue Wohnung bekommen, in der er auch dem Amte entsprechend repräsentieren kann. Dazu muss man wissen, dass Deutschland zwar eine Residenz in Shanghai hat, die aber endlich mal renoviert werden muss. Heltmann stört das nicht – ihn interessiert und reizt vor allem der Job. „Im Jangtse-Delta haben wir die größte Ansammlung deutscher Unternehmen außerhalb Deutschlands und deshalb auch eine sehr große Anzahl deutscher Expats. Das ist sehr anregend und motivierend.“ Heltmann ist eine eher seltene Spezies unter den deutschen Diplomaten. Er verbrachte seine gesamte Auslands-Zeit in Asien oder noch genauer: in Ostasien, sieht man mal von einem Abstecher auf die Philippinen ab. Er diente in der Mongolei, China, Japan und zuletzt als Botschafter in Nordkorea, das er allerdings im Frühjahr 2020 wegen strikter Corona-Regeln verlassen musste. Fernweh hatte er schon immer. Aufgewachsen ist er in Tübingen, machte aber nach dem Abitur am dortigen Uhland-Gymnasium zunächst eine Banklehre bei der Kreissparkasse Tübingen. Sein Motto damals: „Erst einmal was Bodenständiges lernen.“ Danach wollte er Geographie studieren und eine außereuropäische Kulturwissenschaft als Nebenfach, am liebsten Sinologie, denn Chinesisch hatte er schon an der Volkshochschule angefangen zu lernen. An der Universität Bonn beschied ihm aber das sinologische Institut, Nebenfach gehe nicht. Frustriert verließ er das Institut. Auf dem Weg nach draußen passierte er ein Schwarzes Brett, wo eine Einführungsveranstaltung für Japanisch angeschlagen war – Beginn allerdings in 20 Minuten. Spontan ging er hin. „So fing alles an. Nach vier Semestern war ich Hauptfach-Student auch in Japanologie – neben der Geographie,“ sagt Heltmann. Beide Abschlüsse machte er mit 1,0. Auf Schwäbisch tituliert man solche Menschen als „Käpsele“. Er hätte mit diesen Zeugnissen locker eine Assistentenstelle bekommen und promovieren können. Aber er wollte testen, ob er die strenge Aufnahmeprüfung in den diplomatischen Dienst schafft. Er bestand sie. Und seine berufliche Reise in die große, weite Welt begann – nur durch drei Einsätze in der Zentrale des Auswärtigen Amtes und im Bundespresseamt in Berlin unterbrochen. Und nun also Shanghai. Von 2000 bis 2004 war er schon einmal in China, als Leiter der Handelsförderungsstelle an der deutschen Botschaft in Beijing. Er kennt sich also aus mit deutschen Wirtschaftsinteressen in China und ist damit ein kompetenter Gesprächspartner für die vielen deutschen Unternehmen vor Ort. Mit einigen hat er schon erste Gespräche geführt. Und demnächst macht er auch seine „Antrittsbesuche“ in den drei Provinzen, die zu seinem Konsulargebiet zählen: Anhui, Jiangsu und Zhejiang- „sofern Corona das zulässt“, schränkt er allerdings ein.
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