ARTIKEL I Gemeinsamer Wohlstand

Plötzlich ist ein neues Schlagwort in der chinesischen Diskussion: „gongtong fuyu“ oder Common Prosperity oder Gemeinsamer Wohlstand (siehe CHINAHIRN 28). Neu? Von wegen, sagt David Bandurski. Er hat in einem Beitrag für das China Media Project die Geschichte des Begriffs nachgezeichnet. Zum ersten Mal tauchte er schon zu Maos Zeiten auf, und zwar in einem Artikel der Volkszeitung am 25. September 1953. Kurz danach schaffte er es in der gleichen Zeitung in die Überschrift: „The Path to Socialism is the Path to Common Prosperity“. Das passte damals in die Zeit der kommunistischen Gleichmacherei, des Kollektivismus und der Planwirtschaft nach sowjetischem Muster. Erst 1978 unter Deng Xiaoping fand ein radikales Umdenken statt. Die Gleichmacherei, die ja de facto unter Mao eine kollektive Armut bedeutete, war passé. Deng propagierte das „Get-Rich-First“-Konzept. Einigen Personen wie Regionen wurde gestattet, voranzugehen und schneller reich zu werden. In einem Artikel der People´s Daily vom Dezember 1979 hieß es: “Socialism is not egalitarianism, and common prosperity does not mean equal wealth.” Dengs Modell funktionierte und bescherte dem Land einen historisch einmaligen Wirtschaftsboom. Das Problem war nur, einige wurden sehr, sehr reich und protzten damit auch noch. Das rief nun Xi Jinping auf den Plan, der plötzlich wieder von „common prosperity“ sprach und private Unternehmen attackierte. Bandurski fragt: “Is he promoting a new egalitarianism?” Die Nachrichtenagentur Xinhua antwortet: „Common prosperity is not egalitarianism.” Und weiter: Common würde nicht bedeuten “robbing the rich to help the poor as misinterpreted by some Western media.” Aber was bedeutet es dann? Das Schlusswort hat Dave Bandurski: “But what “common prosperity” really means for Xi Jinping and the current leadership of the CCP is a question that will have to remain open for now.”

Info:

Dave Bandurskis “A History of Common Prosperity” gibt es hier:

No Comments Yet

Comments are closed