Es war und ist noch viel los im West-Pazifik in diesem Monat August. Ein Manöver folgt dem andern. Kriegsschiffe kreuzen, Kampfjets düsen. Militärische Aktivitäten, die beweisen, dass diese Region die explosivste der Welt ist. Derzeit und erst recht in der nahen Zukunft. Denn hier im westlichen Pazifik prallen die beiden Supermächte USA und China unmittelbar aufeinander. Hier gibt es drei Brennpunkte, die gewaltiges Konflikt- und Eskalationspotential haben: das Südchinesische Meer, das China zum größten Teil für sich reklamiert; das Ostchinesische Meer, in dem China und Japan Ansprüche auf eine Inselgruppe anmelden; und vor allem die Insel Taiwan, die China heim ins Reich holen will. Die Konfliktlinien verlaufen dabei immer zwischen China und anderen Nationen in jeweils unterschiedlichen Konstellationen. Aber immer auf der Gegenseite mit dabei: die USA. Um ihre jeweiligen Ansprüche zu demonstrieren rüsten beide Seiten auf und veranstalten Machtspiele in Form von Manövern. In diesem August waren sie besonders aktiv. Es begann Anfang August mit der Übung „Talisman Sabre“ vor der australischen Küste. 17 000 Soldaten aus sieben Ländern beteiligten sich daran, darunter die USA, Großbritannien, Japan und Südkorea. Das Kriegsspiel setzte sich nahtlos fort mit dem amerikanischen Manöver „Large Scale Exercise 2021“. Es dauerte fast den gesamten August und fand in verschiedenen Gewässern dieser Welt statt, aber auch im Süd- und Ostchinesischen Meer. Es war das größte Manöver seit Ende des Kalten Krieges und sollte wohl zeigen: Wir können an verschiedenen Orten der Welt gleichzeitig kämpfen, was ja von manchem Strategen bezweifelt wurde. Ende August findet nun vor Guam – die strategisch enorm wichtige Insel der Amerikaner im West-Pazifik – die jährliche „Malabar“-Übung statt. Malabar startete 1992 als ein Manöver mit Indien und den USA im Indischen Ozean. Inzwischen üben sie im Pazifik. 2015 stieß die japanische, 2020 die australische Marine zum Malabar-Manöver dazu. USA, Indien, Japan und Australien bilden die so genannte Quad (Abkürzung für Quadrilateral Security Dialogue), die in den vergangenen Monaten eine deutliche politische und nun auch militärische Aufwertung erfahren hat. Bemerkenswert an all diesen Manövern ist der multilaterale Charakter. Den Amerikanern ist es gelungen, viele Verbündete mit ins Boot zu holen. Selbst die Inder machen mit. China fühlt sich angesichts der Phalanx umzingelt. Die Chinesen haben nur einen Partner – die Russen. Mit ihnen organisierte China Mitte des Monats ein Manöver namens „Sibu/Interaction 2021“. Das fand allerdings nicht zur See, sondern zu Lande in der chinesischen Provinz Ningxia statt. 10 000 Soldaten aus Russland rückten dazu an und nutzten zum ersten Mal auch chinesische Waffen. Daneben veranstalteten die Chinesen im August auch mehrere Manöver im Südchinesischen Meer und vor Taiwan. Die Fronten scheinen verhärtet. Man redet nicht mehr miteinander und lässt stattdessen Waffen sprechen, wenn auch gottseidank nur in Manövern. Aber wo soll das enden?
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