Joseph S. Nye ist 84 Jahre, William H. Overholt 76 Jahre alt. Beide lehren noch sporadisch an der Harvard Kennedy School. Beide haben sich gerade wohltuend differenziert über die Beziehungen zwischen den USA und China geäußert. Nye vergleicht in seinem Project-Syndicate-Artikel „America´s New Great Power Strategy” vergleicht er die amerikanisch-chinesische Auseinandersetzung mit dem Kalten Krieg zwischen den USA und der UdSSR. Für Nye befinden sich die USA mit China in keinem neuen Kalten Krieg, weil die ideologische Komponente fehlt und weil China nicht die Sowjetunion ist. Xi Jinping sei kein Stalin. Und China sei kein marxistisch-leninistisches System, sondern „market leninist“. Außerdem sei China viel stärker in die Weltwirtschaft integriert und für viele Länder der wichtigste Handelspartner. Deshalb auf einen „total victory“ in der Auseinandersetzung mit China zu setzen sei falsch. Stattdessen plädiert er für einen „managed strategic competition“ mit China. Das setze allerdings voraus, dass „American and its allies avoid demonizing China.“ Man solle China besser als „cooperative rivalry“ sehen. Overholt sieht das in seinem etwas längeren Stück „China and America – A New Game in a New Era“ ähnlich. Er schreibt; „We Americans must accept that we have a peer competitor.” Ihm könne man auf zwei Weisen begegnen: “We can manage that or choose nuclear war.“ Klar, welche Strategie er bevorzugt: managed competition.
Info:
Den kurzen Artikel von Joseph S. Nye gibt es hier:
https://www.project-syndicate.org/commentary/us-china-new-great-power-strategy-by-joseph-s-nye-2021-08; das etwas längere Stück von William H. Overholt ist hier: https://www.hks.harvard.edu/sites/default/files/centers/mrcbg/files/US-China%20New%20Game%20Prism-V9n2.pdf