Der Kölner Sinologie-Professor Felix Wemheuer hat dem SPIEGEL ein Interview gegeben. Das klingt zunächst banal. Na und? werden manche fragen. Es ist nicht so sehr der Inhalt des Interviews, der überrascht, sondern die Tatsache, dass dieses Gespräch überhaupt stattgefunden hat. Bislang haben sich viel zu wenige Professoren, die über das Moderne China forschen und lehren, außerhalb der Hörsäle im öffentlichen Raum zu Wort gemeldet. Eberhard Sandschneider (bis vor kurzem an der FU Berlin) ist eine dieser Ausnahmen, aber der ist Politologe und kein Sinologe. Zu einem Gespräch gehören freilich zwei. Deshalb auch der Vorwurf an die Journalisten-Kollegen, die viel zu selten auf dieses Wissen zurückgreifen, weil sie oft nicht wissen, wer an welcher Uni welche China-Kompetenz hat. Die Professoren wiederum wissen nicht, wen sie in den Redaktionen ansprechen können. Diese gegenseitige Ahnungslosigkeit führte zur Sprachlosigkeit zwischen Medien und Wissenschaft. Stattdessen beherrschten hierzulande überwiegend die Thinktanks die öffentliche China-Diskussion, allen voran Merics. Nicht falsch verstehen: Ich habe nichts gegen Merics. Ich halte deren Sanktionierung durch Chinas Regierung für völlig überzogen. Ich bin aber für eine breitere, vielstimmigere China-Diskussion. Deshalb finde ich es gut, dass Professor Wemheuer im SPIEGEL zu Wort gekommen ist. Und auch Kollegen wie Klaus Mühlhahn – einst FU Berlin, jetzt Zeppelin University Friedrichhafen -, oder Doris Fischer, Professorin für Chinas Wirtschaftspolitik an der Uni Würzburg finden jetzt häufiger den Weg in die Öffentlichkeit. Das sind immer noch zu wenige, aber immerhin ist es ein Anfang. Ach so, Felix Wemheuer hat in seinem Interview auch ein paar bemerkenswerte Sätze gesagt. Seine Schlussworte sollen auch meine sein: „Man muss kritisch gegenüber der chinesischen Regierung sein. Es gibt jedoch Leute, die ständig vor der chinesischen Weltverschwörung warnen und am liebsten alle Brücken nach China einreißen möchten. Es tut einer sachlichen wissenschaftlich-akademischen Debatte nicht gut, wenn so stark emotionalisiert und politisiert wird.“
Info:
Das Interview von Felix Wemheuer kann man hier nachlesen: