YOUNG CHINA HANDS I Kevin Johannes Wörner

China Hands wurden im 19. Jahrhundert die wenigen Ausländer genannt, die sich in China auskannten, dessen Sprache und Kultur verstanden- oder zumindest so taten. Später wurden daraus Old China Hands, Leute mit 20 oder von mehr Jahren Erfahrung im Reich der Mitte. Es gibt aber auch zunehmend junge Leute, die sich intensiv mit China beschäftigen, die aber oft nicht zu Wort kommen. Deshalb werde ich neben Old China Hands auch Young China Hands vorstellen – auch wenn Letzteres per definitionem ein Widerspruch ist. Heute wird wieder einmal eine Young China Hand vorgestellt: Kevin Johannes Wörner (27).

Anfang 2019 schmiss Kevin Wörner in Berlin seinen Beraterjob bei Roland Berger, packte seine Sachen und zog nach Shanghai. Drei Monate – so lange lief auch sein Visum – gab er sich Zeit, dort einen Job zu finden. Sollte das nicht funktionieren, so seine Planung, wollte er weiterziehen nach Hongkong. „Hätte ich auch dort nichts gefunden, wäre ich nach Singapur gegangen.“ Wörner musste weder nach Hongkong noch nach Singapur. Er fand in Shanghai einen Job. Bei XNode hilft er Startups nach China zu holen. „Ich war schon relativ früh entschlossen, den Weg nach China anzutreten“, sagt er. Sein bester Freund aus Kindergartenzeit war Chinese. Er verbrachte viel Zeit in dessen Elternhaus, aß dort die ersten Baozi (Teigtaschen) und fand Gefallen an der Kultur. Und bereits mit 16 erkannte er, wie wichtig China wirtschaftlich ist: „Ich hatte verstanden, was das für ein riesiger Markt ist und welches Potential dort ist. Da war es für mich klar, dass ich zumindest ein paar Jahre in dem Land leben und arbeiten muss.“ Er studierte BWL in Mannheim. Dort ist im fünften Semester ein Auslandsaufenthalt vorgesehen. Er ging selbstverständlich nach Shanghai an die Tongji Universität. Zurück in Mannheim machte er seinen Bachelor. Einen Master draufzusetzen wollte er nicht. „Ich hatte immer den Drang relativ schnell in die Praxis zu gehen.“ Nach einem Kurzengagement bei der Berliner Internet-Schmiede Rocket ging er zur Unternehmensberatung Roland Berger, wo er vor allem Digitalisierungs- und M&A-Projekte betreute. „Ich war dort immer der China-Enthusiast. Ich hatte aber kein Projekt in China. Ich war aber während dieser Zeit immer einmal im Jahr in Shanghai, um das Netzwerk am Leben zu halten.“ Und dieses Netzwerk half ihm beim Einstieg in Shanghai, denn der Gründer von XNode war einst auch bei Roland Berger. Bei XNode betreut er ausländische Startups, die auf den chinesischen Markt kommen wollen. Die Startup-Szene ist seine Welt: „Seit ich 18 bin, habe ich kleine Unternehmen aufgebaut.“ Er hatte einen Online-Shop für Hoodies und den Accelerator Properas gegründet, alles neben Studium und Job. Erfahrungen, die ihm nun nutzen. Natürlich wollen viele Startups auf den attraktiven chinesischen Markt, aber die meisten sind dafür nicht geeignet: „In neun von zehn Fällen sage ich: für euch macht es keinen Sinn nach China zu gehen.“ Sinn mache es – so Wörner – für Startups aus High-Tech-Branchen wie Halbleiter, Medizin/Pharma, Quantencomputing, Internet of Things (IoT) und Smart Manufacturing. Gerade bei letzterem sieht er auch Chancen für deutsche Startups. Deshalb engagiert er sich auch bei gemeinnützigen Organisationen wie GINN (German Innovators in China) und German Accelerator, wo er deutschen Startups als Mentor hilft. Ansonsten vermeidet er allzu viele Kontakte mit Deutschen oder anderen Expats. „Ich habe viele chinesische Freunde und versuche außerhalb der Expat-Blase zu leben.“    

Info:

Informationen über German Innovators in China (GINN) gibt es hier: https://www.germaninnovatorsinchina.com/

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