Es gibt sie – junge Menschen, die sich für China interessieren. Rund 250 Studenten und Auszubildende aus dem Bereich MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) bewarben sich um 16 Plätze für ein Stipendiaten-Programm, das die Bildungsbrücke China-Deutschland e.V. entwickelt hat. Seit dem 1. Juni bekommen die Auserwählten neben ihrem Studium oder Job einen fünfwöchigen Einführungskurs in die chinesische Welt. Im September folgt dann eine ganze Woche interaktives Online-Programm mit Einblicken in Unternehmen, Hochschulen und Organisationen in China und Deutschland. Finanziert wird das Projekt von der Stiftung Mercator, organisiert von der Bildungsbrücke China-Deutschland. Das ist ein eiungetragener Verein, der von Indre Bermann und Hui Xia im Herbst 2018 gegründet wurde. Beide kennen sich schon lange. „Wir kommen beide aus dem Bereich interkulturelles Training“, sagt Hui Xia. Bermann hat in Heidelberg Sinologie studiert und danach vier Jahre in China für die Jugendaustauschorganisation AFS gearbeitet. Nach ihrer Rückkehr 2007 machte sie sich nach und nach selbständig und bot interkulturelles Training vor allem für Bildungseinrichtungen an. Über gemeinsame Projekte hat sie auch Frau Xia kennengelernt. Sie stellten beide fest, dass eine große Nachfrage nach interkulturellen Bildungsprojekten bestand und gründeten den Verein Bildungsbrücke im Ruhrgebiet. „Zu Beginn haben wir Feriencamps für chinesische Schüler organisiert, die im Klassenverband nach Deutschland kamen“, sagt Frau Xia. Zweimal haben sie solche Camps durchgeführt, dann kam Corona. Der Verein organisiert und betreut auch Schulpartnerschaften. Gerade kam eine Anfrage von einer Schule aus Changzhou. Zwei Gymnasien in Minden haben bereits Interesse signalisiert. Die Zeiten für einen solchen Austausch auf Schulebene sind nicht die besten. „Viele Schulen sind durch Corona mit sich selbst beschäftigt“, sagt Bermann. Zudem gebe es an den Schulen sehr unterschiedliche Ansichten über eine Kooperation mit China. Die einen wollen den interkulturellen Dialog fördern, die anderen wollen mit so einem Regime nichts zu tun haben. Da gibt es für den Verein noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Das gilt auch bei der Einführung von China AGs an deutschen Schulen. „Insgesamt gibt es noch viel zu wenig Angebote für Chinakompetenz in Deutschland“, sagt Hui Xia. Am Maria-Wächtler-Gymnasium in Essen wurde mit Unterstützung des Vereins eine solche China-AG eingerichtet. Die Bildungsbrücke würde gerne bundesweit bei der Entwicklung und Durchführung Einrichtung von Chinakompetenz-Angeboten in allen Altersstufen aktiver werden. Derzeit konzentrieren sich Bermann und Xia aber auf ihr MINT-Stipendiaten-Programm. Es ist für drei Jahre von der Stiftung Mercator durchfinanziert. Und sie hoffen sehr, dass der nächste Kurs dann auch nach China fahren kann. Denn man kann noch so viel Hören und Lesen über China, das Sehen ersetzt es nicht.
Info:
Hier geht es zur Webseite der Bildungsbrücke China-Deutschland: https://bbcd-ev.de/