Früher standen im Westen Beijings Stahlwerke, die kräftig zur legendären Umweltverschmutzung der Stadt beigetragen haben. Aber drei Jahre vor den Olympischen Spielen 2008 wurden die Shougang Stahlwerke einfach in die benachbarte Provinz Hebei verlagert, schließlich wollte man ja saubere Spiele präsentieren. In den vergangenen Jahren ist nun aus dem ehemaligen Werksgelände eine moderne Parklandschaft mit spektakulären Bauwerken geworden. Ein 70 Meter hoher ehemaliger Kühlturm wurde zum Beispiel in eine Snowboard-Piste umgebaut. Dort werden bei den Olympischen Winterspielen kühne junge Menschen um Medaillen kämpfen. Der Shougang Park wird das Zentrum der Spiele in Beijing sein. Anfang des Monats ist der Park noch um eine Attraktion reicher geworden: Seit dem 2. Mai verkehren hier Robotaxis, nicht als Test, sondern regulär als normaler Taxi-Service gegen Bezahlung. Mit der Apollo Go App kann man das fahrerlose Taxi zu einem der acht Haltestellen ordern. Mit dem QR-Code öffnet sich die Tür. Hat man sich angeschnallt und das Fahrtziel eingegeben, drückt man auf der App „Start the Journey“ – und das Auto fährt wie von Geisterhand los. 30 Yuan (knapp 4 Euro) kostet eine Fahrt. Das ist der erste Taxi-Service ohne Fahrer. Bei allen anderen Versuchen saß stets noch ein Fahrer zur Sicherheit hinterm Steuer. Es ist ein großer Erfolg für den Internetkonzern Baidu, der sich mit seinem Apollo-Programm seit acht Jahren intensiv mit dem Thema des autonomen Fahrens beschäftigt. Knapp 3000 Patente für intelligentes Fahren haben die Baidu-Forscher bereits angemeldet, ihre Autos haben schon über 10 Millionen Kilometer an Testfahrten hinter sich. Was derzeit nur in Beijing möglich ist, soll auch bald in anderen chinesischen Städten möglich sein. Yunpeng Wang, Vizepräsident Autonomes Fahren bei Baidu, sagt: „In the future, Baidu Apollo will launch driverless robotaxis in more cities.“ Baidu ist derzeit wohl das führende Unternehmen beim autonomen Fahren in China, aber die Konkurrenz ist groß. AutoX hat zum Beispiel auch einen Robotaxi-Service in Shenzhen. Selbstfahrende Autos von Pony.ai sind in Beijing, Shanghai und Guangzhou unterwegs. Didi hat große Pläne, ebenso Huawei. Der brutale Wettbewerb hat einen großen Vorteil: Er beschleunigt die Innovationen.
Info:
Hier ein kurzes Video über die Robotaxis in Beijing: https://www.youtube.com/watch?v=fMDgMFW44nk&t=36s