ARTIKEL I Armes, reiches China

Das BIP – das Bruttoinlandsprodukt – ist der Maßstab für die Stärke eines Landes. In diese Zahl fließen alle Waren und Dienstleistungen ein, die eine Volkswirtschaft im Laufe eines Jahres erzeugt hat. Mit einem BIP von 14 Billionen Dollar ist China die Nummer Zwei hinter den USA. Das ist beeindruckend. Doch wer nur auf diese absolute Zahl schaut, bekomme ein falsches Bild von China, warnt die amerikanische Entwicklungsökonomin Nancy Qian, die an der Kellogg School of Management der Northwestern University lehrt. Für sie ist eine andere Zahl viel relevanter: das BIP pro Kopf. Und da liegt China mit 8242 Dollar bei weitem nicht an der Weltspitze, sondern abgeschlagen irgendwo zwischen Montenegro und Botswana. Qian kommt deshalb in einem Artikel für das ipg-journal zu der „zentralen Erkenntnis, dass China trotz des phänomenalen Wachstums seines BIP in den vergangenen vier Jahrzehnten auch weiterhin ein armes Land bleibt.“ Rund 600 Millionen Chinesen leben von einem monatlichen Einkommen von knapp 1000 Yuan (rund 155 Dollar). Diese Menschen aus ihrer relativen Armut zu holen, wird die große Aufgabe der chinesischen Regierung sein, sagt Nancy Qian. Sie schätzt, dass Chinas Regierung “mindestens eine weitere Generation lang damit beschäftigt sein wird, die Einkommen im Lande zu steigern.“ Chinas Führung hat also noch viel zuhause zu erledigen, bevor es – wenn überhaupt – die große weite Welt erobern will.

 

Info:

Der Artikel „Die zwei Seiten des chinesischen Wirtschaftswachstums“ im ipg-journal gibt es hier: https://www.ipg-journal.de/regionen/asien/artikel/die-zwei-seiten-des-chinsesischen-wirtschaftswachstums-5184/

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