Herfried Münkler gilt als politischer Vordenker. Gerade hat er in der NZZ den Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan zum Anlass genommen, sein Weltbild zu zeichnen. Für ihn ist dieser Abgang ein weiterer Beweis, dass der Westen sich mit einer liberalen Weltordnung überhoben hat. Der emeritierte Professor für Theorie der Politik an der Humboldt Universität konstatiert: „Die liberalen Werte des Westens werden auf absehbare Zeit nur im Westen und in den ihm zugehörigen Räumen gelten.“ Er spricht und schreibt schon seit längerem von einer „Weltordnung ohne Hüter“. Darin befinden sich fünf Machtzentren: USA, China, Russland, die EU und Indien. Jedes dieser Zentren habe seine Einflusszonen, in denen es seine Werte durchsetzen will und auch kann. Der konservative Publizist Richard Herzinger widerspricht dem „deutschen Großanalytiker“, wie er Münkler bezeichnet. Herzinger glaubt nicht, dass die Machtzentren sich nur mit ihren „Räumen“ zufriedengeben werden, sondern geht davon aus, dass sie sich in anderen „Räumen“ um Einfluss bemühen. Als Beispiele nennt er Russland und China. Das wiederum verneint Münkler. Er hält nichts von der These eines expansiven globalen Chinas: „Der Anspruch auf die Rolle eines Hüters der globalen Ordnung ist nicht erkennbar – und er würde Chinas Leistungsfähigkeit auch überfordern.“
Info:
Den aktuellen NZZ-Artikel von Herfried Münkler gibt es hier: https://www.nzz.ch/meinung/afghanistan-der-abzug-der-truppen-ist-eine-historische-zaesur-ld.1614656
Und hier ist die Replik von Richard Herzinger: https://herzinger.org/professoraler-abgesang-auf-die-liberale-weltordnung