WER MACHT WAS? I Deutsche Thinktanks und China

Was ist ein Thinktank? Eine Denkfabrik, die Ideen, Meinungen und Papiere produziert. Ihre Mitarbeiter beraten Politiker wie Manager und bespielen die Medien. Früher nannte man solche Institutionen auch Forschungsinstitute. Der Begriff Thinktank schwappte aus den USA herüber. Dort ist die Thinktank-Kultur viel weiter verbreitet als bei uns. Im Bereich der internationalen Politik reicht fast eine Hand, um die deutschen Denkfabriken aufzuzählen. Ausschließlich mit China beschäftigt sich nur ein Thinktank – Merics, das Mercator Institute for China Studies. Alle anderen außenpolitischen Thinktanks haben aber einen oder mehrere China-Experten.

Hier eine Übersicht, wer sich in den deutschen Thinktanks und Forschungsinstituten mit China beschäftigt:

 

Merics: Das 2013 gegründete Mercator Institute for China Studies ist der deutsche Thinktank, was China anbetrifft. Er wird von Mikko Huotari geleitet. Weitere Experten sind: Rebecca Arcesati (Technologie, Innovationen), Nis Grünberg (Staat und Politik, Elitenpolitik), Anna Holzmann (Industriepolitik), Maximilian Kärnfelt (Geldpolitik, Finanzmarkt), Helena Legarda (Aussen- und Verteidigungspolitik), Caroline Meinhardt (Innovationspolitik), Kai von Carnap (Technologie), Jan Weidenfeld (Außenpolitik) und Max Zenglein (Chefökonom).

Noch wird das Institut überwiegend von der Mercator-Stiftung in Essen finanziert.

Homepage: www.merics.org

 

The German Marshall Fund of the United States (GMF): Die Chinaexperten beim GMF sind Mareike Ohlberg und Noah Barkin. Ohlberg (früher Merics) wurde durch das zusammen mit dem Australier Clive Hamilton geschriebene Buch „Die lautlose Eroberung“ einem breiteren Publikum bekannt. Der Kalifornier Barkin arbeitete fast 25 Jahre als Journalist für die Nachrichtenagentur Reuters in Paris, London, New York und Berlin. Er ist Experte für europäisch-chinesische Beziehungen.

Finanzierung: Spenden von über einer Million Euro kommen von den drei Außenministerien aus Deutschland, Norwegen und Schweden sowie der Robert Bosch Stiftung, der Sandler Foundation und USAid.

Homepage:  www.gmf-berlin.de

 

ECFR: Der European Council on Foreign Relations ist das europäische Pendant zum Council on Foreign Relations (CFR) in den USA. Janka Oertel ist beim ECFR Direktorin des Asien-Programms. Davor war sie beim GMF und der Körber-Stiftung. Sie promovierte an der Uni Jena über die chinesische Politik bei den Vereinten Nationen. Ihre Spezialgebiete: Beziehungen EU-China und USA-China sowie chinesische Außen- und Sicherheitspolitik. Im Berliner Büro Unter den Linden sitzt häufig auch Mark Leonhard, einer der Gründungsdirektoren des ECFR, der durch das Buch „What Does China Think?“ bekannt wurde.

Als wichtigste finanzielle Partner nennt das ECFR Büro Berlin: Stiftung Mercator, Robert Bosch Stiftung, Hans-Böll-Stiftung, Friedrich-Ebert-Stiftung, das Auswärtige Amt sowie die Niederländische Botschaft in Berlin.

Homepage:  www.ecfr.eu

 

GPPi (Global Public Policy Institute). Mitgründer und Direktor Thorsten Benner ist zwar kein China-Experte, aber er beteiligt sich immer wieder an der deutschen China-Diskussion. Er ist Kritiker der Merkelschen China-Politik und Verfechter einer harten Linie gegenüber Huawei.

Das GPPi wird vor allem von drei Gruppen finanziert: Internationale Organisationen (UN), Stiftungen (u.a. Robert Bosch Stiftung, Konrad-Adenauer-Stiftung, Mercator, Open Society) und Regierungen (u.a. das niederländische und deutsche Außenministerium).

Homepage: www.gppi.net

 

DGAP: In der Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik war lange Zeit Eberhard Sandschneider der Experte für China. Mit seinem Abgang als Direktor hat sich auch die China-Kompetenz in der Berliner Rauchstraße verflüchtigt. Lediglich Didi Kirsten Tatlow – ehemalige China-Korrespondentin erst für die South China Morning Post, dann für die New York Times – beschäftigt sich als Associate Fellow mit China und vor allem mit dessen (negativem) Einfluss auf Europa.

Die DGAP finanziert sich aus den Beiträgen ihrer rund 3000 Mitglieder, einem Zuschuss des AA und Spenden von Unternehmen und Institutionen. Präsident ist derzeit der ehemalige Airbus-Chef Tom Enders.

Homepage: www.dgap.org

 

GIGA: GIGA steht für German Institute for Global and Asian Studies. Unter diesem Dach haben sich 2006die verschiedenen Regionalinstitute in Hamburg zum GIGA zusammengeschlossen, darunter das Institut für Asienkunde. Ein Urgestein in dem Haus an der Rothenbaumchaussee ist  Margot Schüller. Sie beschäftigt sich mit der Wirtschafts- und Innovationspolitik Chinas. Inzwischen ist sie formal pensioniert, aber dem GIGA immer noch assoziiert verbunden. Derzeit arbeitet sie an einem Projekt , das die Forschungsperformance asiatischer Länder untersucht. Heike Holbig befasst sich am GIGA mit Chinas Politik, ist aber nur auf einer 50-Prozent-Stelle (die andere Hälfte der Arbeit und Zeit widmet sie ihrer Professorenstelle an der Uni Frankfurt). Weitere China-Experten am GIGA sind: Georg Strüver (Außenpolitik), David Kühn (Frieden und Sicherheit), Karsten Giese (Wachstum und Entwicklung), Marcus Conlé (Innovationspolitik) und Christian Wirth (Außen- und Sicherheitspolitik).

Finanziert wird das GIGA überwiegend vom Auswärtigen Amt und dem Hamburger Senat.

Homepage: www.giga-hamburg.de

 

Stiftung Wissenschaft und Politik (swp): Leiter des Fachbereichs Asien ist Hanns Günther Hilpert. Hilpert, der früher beim ifo-Institut in München war, beschäftigt sich vor allem mit der Handels- und Währungspolitik in der Region. Er ist mehr Japan- als Chinakenner. Nadine Godehardt (früher GIGA) beschäftigt sich mit dem politischen System Chinas, aber auch mit regionalen Kooperationen und Allianzen. Die Themen von Angela Stanzel (früher Merics und GMF) sind Sicherheits- und Verteidigungspolitik sowie China/Indien. Sie ist die Tochter des ehemaligen Botschafters in Beijing und Tokio, Volker Stanzel, der Senior Distinguished Fellow bei der swp ist. Moritz Rudolf (früher Merics) beschäftigt sich vor allem mit dem Rechtssystem Chinas. Lange Jahre war Gudrun Wacker die China-Expertin der swp. Sie ist inzwischen pensioniert, aber projektbezogen dem swp nach wie vor verbunden.

Das swp wird ausschließlich vom Bundeskanzleramt finanziert. Für das Jahr 2019 wurden von dort 18,5 Millionen Euro an den Ludwigkirchplatz überwiesen. Das swp ist am engsten mit dem Politbetrieb beratend verbunden.

Homepage: www.swp-berlin.org

No Comments Yet

Comments are closed