in den vergangenen zwei Wochen war auf dem diplomatischen Parkett sehr viel los. Zuerst das virtuelle Quad-Treffen der vier Staatschefs aus Australien, den USA, Japan und Indien. Es folgte der Besuch der amerikanischen Außen- und Verteidigungsminister in Japan und Südkorea, dann der US-China-Gipfel in Anchorage. Und schließlich die Stippvisite des russischen Außenministers Sergei Lawrow im chinesischen Guilin zu Beginn dieser Woche. Ein Hauch von Weltpolitik huschte dann noch an Brüssel vorbei, als Anfang der Woche US-Außenminister Blinken bei der Nato vorbeischaute und mit der EU den strategischen China-Dialog startete. Im Mittelpunkt bei all diesen Gesprächen stand natürlich China. Dabei werden nach all diesen Treffen so langsam die Konturen eines neuen globalen Konflikts deutlich: China/Russland versus USA/Westen. Oder systemisch ausgedrückt: Autoritarismus versus Demokratie. Man kann es auch einen neuen Kalten Krieg nennen. Aber egal, welche Bezeichnung man schließlich wählt: Wir befinden uns an einer Weggabelung. Welchen Weg wollen wir gehen? Den der Konfrontation mit enormem Eskalationspotential? Oder den der Kooperation und des Dialogs? Ich bin durch Willy Brandts und Egon Bahrs Ostpolitik politisch sozialisiert worden. Damals sprach man von „friedlicher Koexistenz“ und „Wandel durch Annäherung“. Begriffe, die aus der heutigen Diplomatensprache verschwunden sind. Wir sollten sie wieder zurückholen und versuchen danach zu handeln – wenn schon nicht in den USA, dann aber zumindest in Europa.
Wolfgang Hirn