CHINAHIRN liest…

…Ami Go Home! von Stefan Baron. Huch! Der Titel klingt nach 60er, 70er und 80er Jahre, nach Demos gegen Vietnam-Krieg und Nachrüstung. Stefan Baron konzidiert denn auch, dass diese Parole „meist von Antikapitalisten, Pazifisten, Nationalisten oder Parteigängern Moskaus oder Pekings erhoben“ werde. Doch er distanziert sich sofort: „Ich war nie und bin auch heute nicht einer dieser Kategorien zuzuordnen“ (siehe auch das folgende Interview). Baron will diese Parole anders verstanden wissen: Die Amerikaner sollen ihre Hausaufgaben machen, ihre defekte Demokratie reparieren, ihre Werte, die sie in aller Welt predigen, erst einmal zuhause anwenden. Baron sieht die Welt vor einem „geopolitischen Epochenwechsel“. Dem Abstieg Amerikas, den er ausführlich beschreibt, stehe der (Wieder-)Aufstieg Chinas gegenüber.  Und wo steht Europa? „Europa muss sich aus seiner Abhängigkeit von Amerika lösen und emanzipieren – das ist die zentrale These dieses Buches.“ Diese These begründet er ausführlich in Teil II seines Buches, in dem er unter anderem für eine (Wieder-)Belebung der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) und eine europäische (Fern-)Ostpolitik plädiert, die sich an die Brandtsche Ostpolitik der friedlichen Koexistenz anlehnt. In diesem Sinne plädiert er für Dialog und Kooperation statt Konfrontation. Barons neues Buch ist ein wertvoller und notwendiger Beitrag zu unserer doch recht einseitigen China-Diskussion.

Info:

Stefan Baron: Ami Go Home! Die Neuvermessung der Welt, Econ, 444 Seiten, 25 Euro.

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