…Dim Sum. Bernhard Bartsch, derzeit noch bei der Bertelsmann-Stiftung, aber bald für Merics tätig, hat in seiner Jugend sechs Jahre in Hongkong verbracht. Sein Vater war dort Lehrer an der Deutschen Schule. Und auch später, als er Korrespondent für diverse Tageszeitungen in Beijing war (unter anderem Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung, NZZ), führten ihn Recherchen immer wieder zurück in die ehemalige Kronkolonie. Fast klar, dass er, als ich ihn nach seinem chinesischen Lieblingsessen fragte, eine kantonesische Spezialität nannte, nachdem er zunächst das fast übliche Statement jedes Kenners der chinesischen Küche abgab: „Es ist natürlich schwer, ein chinesisches Lieblingsessen auszuwählen, wo doch gerade die Vielfalt den Zauber der chinesischen Küche ausmacht und einen immer wieder mit China versöhnt, wenn gerade Chinas weniger liebenswürdige Aspekte die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.“ Und dann nennt er doch sein chinesisches Lieblingsessen: Dim Sum, eine Auswahl an kleinen Leckereien, die meist in Bambuskörbchen aufgetischt werden. Häufig sind darin gedämpfte Teigtaschen in verschiedenen Formen und mit diversen Füllungen (die beliebtesten sind Siu Mai, siehe das folgende CHINAHIRNKulinarium). Aber es können auch zum Beispiel Tintenfischplätzchen, Rettichkuchen, Fischbällchen oder Hühnerfüße serviert werden. Warum mag Bartsch diese kantonesische Spezialität? Seine Antwort garniert er mit einem politischen Statement: „Weil da die Vielfalt Programm ist. Weil man im Lauf des Essens immer wieder neu wählen kann. Und weil Dim Sum nirgends so gefeiert wird wie in Hongkong, das es so sehr verdient hätte, nicht nur beim Essen Vielfalt und Wahlrecht genießen zu können.“
Info:
In diesem Video erzählt Fat Kee, der Besitzer eines einfachen Hongkonger Dim-Sum-Restaurants, wie er jeden Morgen um 3 Uhr anfängt, seine Dim Sums vorzubereiten: https://www.youtube.com/watch?v=hSIMDrdutvU