Am 20. April soll die Chinesische Super League (CSL) in die neue Saison starten. Damit die 16 Vereine in Corona-Zeiten nicht permanent durch das riesige Land reisen müssen, wird an zwei Orten gespielt: In Guangzhou und in Suzhou. Doch welche Vereine zum Start der höchsten chinesischen Fußballklasse dabei sein werden, ist noch unklar. Mal wieder hat der chinesische Fußball Probleme. Der größte Problemfall ist Meister Jiangsu FC. Als sie im Oktober Meister wurden hießen sie noch Jiangsu Suning. Suning ist eine große Kette von Elektromärkten, vergleichbar mit Mediamarkt und Saturn hierzulande. Doch der Handelskonzern steckt schon seit einiger Zeit in Schwierigkeiten und hat sich deshalb entschieden, von seinem Fußball-Engagement zu trennen. Suning-Eigentümer Zhang Jindong sagt: „We will focus on retail business and close and cut down all businesses that are not connected to business.” Sechs Monate lang suchte er nach einem Käufer, fragte Unternehmen in Suzhou und Wuxi. Keiner wollte den Verein, der auf einem Schuldenberg von 90 Millionen Dollar sitzt. Inzwischen ist Meister-Trainer Cosmin Olaroiu weg und auch Alex Teixeira, der brasilianische Starspieler der Truppe.
Aber nicht nur der Jiangsu FC hat ein Problem, auch Hebei FC und Tianjin Tigers. Beide suchen neue Besitzer, nachdem ihre bisherigen Eigner (Fortune Land bei Hebei FC und TEDA bei Tianjin Tigers) ausgestiegen sind. Dieser Exodus an privaten Sponsoren ist zum einen die Folge von Corona, die auch chinesische Privatunternehmen getroffen hat, zum anderen aber auch die Konsequenz eines Beschlusses der Chinese Football Association (CFA). Sie verabschiedete Ende vergangenen Jahres neue Regeln, um das völlig aus dem Ruder gelaufene Finanzgebaren der Clubs zu beschränken. CFA-Präsident Chen Xuyuan sagte: „The CSL club expenditure is about ten times higher than South Korea`s K League and three times higher than Japan´s J league.“ So wurden die Gehälter von ausländischen Spielern bei drei Millionen Euro gedeckelt, bei chinesischen Spielern war die Höchstgrenze 765 000 $. Insgesamt dürfen die Clubs nicht mehr als 600 Millionen Yuan (rund 90 Millionen $) an Spielergehälter ausgeben. Doch die vielleicht wichtigste Regel war, die Sponsorennamen aus dem Vereinsnamen zu streichen. Viele – meist private – Unternehmen verloren daraufhin das Interesse an einem Engagement im Fußball. Private Investoren stiegen aus, dafür steigen Staatsunternehmen ein. Beispiel Shijiazhuang Everbright FC. Der Hauptstadtklub der Provinz Hebei verlor den Sponsor Everbright, einen Mischkonzern. An seine Stelle rückte die staatliche Cangzhou Construction Investment Group. Nun heißt der Verein Cangzhou Mighty Lions FC und musste dafür sogar umziehen: Von Shijiazhuang ins 230 Kilometer entfernte Cangzhou. Für Tobias Ross, Fussballexperte an der University of Nottingham, ist das „another signal that the state is reintring itself into Chinese soccer.” Er nennt andere Klubs, in denen Staatsfirmen eingestiegen sind: Shandong Taishan FC, Changchun Yantai FC, Henan Songshan Longmen FC und Chongqing Liangjiang.
Statt von privaten sind nun viele Klubs von staatlichen Investoren abhängig ist. Das grundsätzliche Problem der CSL ist damit nicht gelöst. „Das Problem ist“, sagt der bekannte Fußball-Journalist Ma Dexing gegenüber der South China Morning Post, „dass die CSL nicht wirklich eine professionelle Liga ist.“ Viele Vereine seien schlicht schlecht gemanagt.