CHINAHIRN liest…

…..Drachentanz von Matthias Nass. Nass studierte einst unter anderem Sinologie. Dann arbeitete er sein ganzes Berufsleben bei der ZEIT, dem Tummelfeld liberaler Intellektueller. Als solcher presst Nass seinen ganzen Frust über das heutige China zwischen zwei Buchdeckel, weil China nicht so verhält, wie es die westliche Theorie gerne hätte, dass nämlich auf wirtschaftliche auch politische Reformen folgen. Stattdessen sieht er das China unter Xi Jinping auf einem Irrweg in die Diktatur. Gerne hätte man erfahren, ob und wie das chinesische Volk unter der von ihm attestierten Diktatur leidet. Einmal schimmert das kurz durch: „Die meisten Chinesen scheinen (über die Bewachung) nicht besonders beunruhigt zu sein.“ Für liberale Beobachter aus dem Westen – so Nass – sei das ein erstaunliches Ergebnis. Er staunt aber nur kurz, dann geht es schnell weiter nach Xinjiang, Hongkong und auf die Seidenstraße. Die Überschrift über das Hongkong-Kapitel lautet: „Das Sterben einer freien Stadt“.  War Hongkong jemals frei? Nass: „In einer Demokratie allerdings lebten sie (die Hongkonger) nicht, von einem allgemeinen Wahlrecht hatten die Briten anderthalb Jahrhunderte lang nichts wissen wollen.“ Dieses Muster kommt in dem Buch öfter vor: In der Überschrift wird eine mutige These vertreten, die dann später im „Kleingedruckten“ zumindest etwas relativiert wird. So wird auch in der Unterzeile des Buches von „Chinas Aufstieg zur Weltmacht“ gesprochen. Aber im Vorwort fragt Nass: „Will es (China) die weltpolitische Verantwortung einer Supermacht tragen? Will es zu den Vereinigten Staaten aufschließen, gar an ihre Stelle treten?“ Und er gibt gleich die Antwort: „Blickt man auf die Geschichte des Landes, spricht wenig für solche Ambitionen.“ Ein paar hundert Seiten später ergänzt er: „China hatte nie den westlichen Missionierungs- und Welteroberungsdrang.“ Der Drache tanzt nur vor heimischem Publikum. 

 

Info:

Matthias Nass: Drachentanz, C. H. Beck Verlag, 320 Seiten, 24,95 Euro (Hardcover), .18,99 Euro (E-Book).

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