CHINAHIRNKulinarium: Lao Gan Ma

Es war einmal eine arme Frau namens Tao Huabi. Als Witwe musste sie in der armen Provinz Guizhou zwei Kinder großziehen. In ihrer Not eröffnete sie einen kleinen Nudelimbiss. Dort bot sie Reisnudeln mit einer selbst gemachten scharfen Sauce an. Kamen noch ärmere Kinder vorbei, gab sie ihnen die Nudeln umsonst. Schnell bekam sie den Spitznamen Lao Gan Ma – alte, gute Mutter. Freunde der chinesischen Küche werden jetzt kurz stutzen und sich sagen: Moment mal, den Namen habe ich doch schon mal gehört oder gelesen? Ja, er steht auf dem Etikett eines speziellen Chiliöls, das in über 30 Ländern verkauft wird. Die schmackhafte Sauce aus dem kleinen Nudelladen in Guizhou ist inzwischen weltberühmt. Food-Kritikerin Fuchsia Dunlop schwärmt: „It´s that electrifying combination of chili heat with the rich fermented umami taste of the black beans – it perks up almost any dish.” Es gibt sogar Fanclubs wie zum Beispiel die Lao Gan Ma Appreciation Society, die auf Facebook rund 3500 Mitgliedert zählt.  Die einst arme Witwe Tao Huabi ist nun reich. 1997 gründete sie die Laoganma Special Flavour Foodstiffs Company, die heute einen Umsatz von rund 800 Millionen Dollar macht. Tao ist immer noch Eigentümerin und auch wieder Chefin, nachdem ihr Sohn Li Guishan kurzzeitig das Unternehmen führte. Er machte allerdings einen gravierenden Fehler. Er verwendete, weil billiger, Chilies aus Hunan und nicht aus Guizhou. Das schmeckte den Kunden nicht, die Umsätze gingen zurück. Daraufhin übernahm Mutter Tao die Führung, kaufte Chili aus Guizhou und das Geschäft florierte wieder. Lao Gan Ma – gute, alte Mutter.  Das ist jetzt kein Etikettenschwindel mehr: Tao Huabi ist inzwischen 74 Jahre alt.

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