LIAO YIWU: Mein Lieblingsessen ist…

 …Mapo Tofu. Liao Yiwu ist Schriftsteller, der seit Jahren im Berliner Exil lebt, schreibt und kocht. Gegenüber dem SZ Magazin erklärte Liao, der aus Sichuan stammt: „Dort sagt man, dass ein Schriftsteller nicht nur schreiben, sondern auch kochen können muss. Früher dachte ich, das sei Quatsch. Heute verstehe ich es. Beides sind Kunstformen. Es reicht nicht, nur die Zutaten zu kennen. Um etwas daraus zu machen, muss man das Handwerk beherrschen.“ Das tut Liao Yiwu. Er kocht fast jeden Tag, und immer wieder Mapo Tofu. „Ich weiß, wie man die Hitze regulieren muss und wie viele Chilis man braucht, damit Mapo Tofu, ein Eintopf mit Tofu und Hackfleisch, nicht nur scharf ist, sondern auf der Zunge prickelt.“

Mapo Tofu ist ein Sichuan-Klassiker. Mapo heißt übersetzt – wenig appetitlich – „pockennarbige Alte“.  Sie soll vor Jahrhunderten dieses Gericht erfunden haben. Liao Yiwu aß Mapo Tofu schon als Kind. Damals, in Zeiten der Kulturrevolution, ging es schlicht darum, etwas in den hungrigen Magen zu bekommen. Heute hat das Essen für den 62jährigen eine andere Bedeutung: „Beim Kochen von Mapo Tofu erlebe ich Glücksgefühle. Dann bin ich ganz im Moment, beim Duft der Chili, bei den zischenden Geräuschen der Pfanne. Für mich ist es die größte Freude, wenn ich sehe, dass mein Mapo Tofu allen schmeckt. Dann konnte ich Sichuan nach Berlin bringen.“

Info:

Ein Video über die Zubereitung von Mapo Tofu: https://omnivorescookbook.com/authentic-mapo-tofu/#wprm-recipe-video-container-15579

Hier eine Auswahl an Büchern von Liao Yiwu: „Fräulein Hallo und der Bauernkaiser“ (2012), „Für ein Lied und 100 Lieder“ (2012), „Die Dongdong-Tänzerin und der Sichuan-Koch“ (2014), „Drei wertlose Visa und ein toter Reisepass“ (2018), „Herr Wang, der Mann, der vor den Panzern stand“ (2019). Alle Bücher sind im S. Fischer Verlag erschienen.

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