GESELLSCHAFT I Ach, du dickes Ding

China wird immer mächtiger. Diese Feststellung ist diesmal nicht politisch, militärisch oder wirtschaftlich gemeint. Sondern ganz menschlich. Der Chinese wird immer dicker. Am 24. Dezember veröffentlichte die National Health Commission (NHC) alarmierende Zahlen: Über 50 Prozent der erwachsenen Chinesen sind übergewichtig. Zwischen 2015 und heute hat der männliche Chinese um 3,4 Kilogramm zugelegt, die Chinesin um 1,7 Kilogramm. Die Folgen: Diabetes nimmt zu. Elf Prozent der Bevölkerung hat „Zucker“.  Knapp 300 Millionen leiden an Herzkreislauf-Erkrankungen. Die Gründe für die Gewichtszunahme sind vielschichtig. Li Bin, stellvertretende Direktorin des NHC, spricht ganz allgemein von „ungesundem Lebenswandel“. Falsche Ernährung, wenig Bewegung. Interessantes Phänomen: Während in den USA Übergewicht ein Problem der Unterschicht ist, korreliert in China das Körpergewicht mit dem Einkommen. Je höher der Verdienst, desto mehr Fleischkonsum, mehr abgepackte statt frische Lebensmittel, mehr Restaurantbesuche. Was alles noch schlimmer macht, ist die mangelnde Bewegung, vor allem der Kinder. Sie sitzen zuhause und pauken. Und wenn sie nicht lernen, schauen sie Videos oder spielen auf ihren Handys. So treiben zum Beispiel nur 20 Prozent der Kinder in Shanghai aktiv Sport. In den USA sind es dagegen 72 Prozent. Hinzu kommt der sogenannte „Großelterneffekt“. Viele Omas und Opas wuchsen in Zeiten von Armut und Hunger auf. Für sie sind gut genährte Menschen ein Ausdruck von Gesundheit. Sie, die ja oft die Enkelkinder betreuen, neigen deshalb dazu, diese zu „überfüttern“ – sehr zur Freude von McDonalds, Kentucky Fried Chicken (KFC) und Pizza Hut mit ihren Tausenden von Filialen in ganz China.

Info:

Das ZDF hat eine knapp 45minütige ZDF-Dokumentation mit dem Titel „Chinas dicke Kinder“ gedreht. Sie ist noch bis zum 27. Dezember 2021 in der Mediathek abrufbar: https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/chinas-dicke-kinder-die-schattenseite-des-wirtschaftsbooms-102.html

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