Seit dem 1. November sind sie unterwegs, klopfen an jede chinesische Tür. Zwei Monate lang werden die sieben Millionen Volkszähler Daten wie Alter, Geschlecht, aber auch die ID Nummer aufnehmen. Gespeichert werden sie in einem Smartphone oder Tablet, das jeder Volkszähler bekommen hat. Internetkonzern Tencent bot hierzu technologische Unterstützung. Es ist die siebte Volkszählung der Volksrepublik seit der ersten im Jahre 1953. Maximal zwei Jahre soll die Auszählung dauern, ehe das National Bureau of Statistics die Ergebnisse bekanntgeben wird. Es werden keine überraschenden Ergebnisse sein, denn die demographischen Trends in China zeichnen sich schon seit Jahren ab und werden sich in den nächsten Jahren eher noch verstärken. Kurz zusammengefasst: China altert.
Vor just fünf Jahren, am 29. Oktober 2015, verkündete die Regierung das Ende der Ein-Kind-Politik. Sie hoffte danach auf mehr Kinder. Doch der Kinderwunsch wurde nicht erfüllt. Die Zahl der Geburten ging zurück. Die Geburtenrate liegt bei 10,5 Neugeborene auf 1000 Einwohner – das ist der niedrigste Stand seit 1952. Die Gründe sind vielfältig: Vor allem in den großen Städten können und wollen sich Ehepaare aus finanziellen Gründen kein zweites Kind leisten. Die Ausgaben für Kinder sind in China wesentlich höher als hierzulande. Hinzu kommt, dass sich die städtische chinesische Gesellschaft immer mehr zu einem Spiegelbild westlichen Großstadtgesellschaft wird: Immer mehr Singles, mehr Scheidungen und mehr DINKs (Double Income, No Kids).
Kann man diesen Trend stoppen, und wie? Ökonomen wie Zeping Ren fordern eine Drei-Kind-Politik und eine Erhöhung des Rentenalters. Viel zu teuer, war die Reaktion vieler Chinesen im Netzt darauf. Der Staat reagiert mit weiteren laxen Regelungen der Familienpolitik. Außerdem hat er bei anstehenden Scheidungen eine „cool-off-Periode“ verordnet. Die ehelichen Streithähne sollen es sich während dieser Zeit nochmal überlegen, zusammenbleiben und nach der Aussöhnung Kinder bekommen. Und um dem Single-Trend entgegenzuwirken, geht die KP mit gutem Beispiel voran und veranstaltet Dating Events.
Eher hilflose Versuche, ein großes Problem zu lösen. Jetzt ist schon klar: Bis 2030 wird die chinesische Bevölkerung noch steigen, aber dann bis 2050 stark fallen.
Info:
Das Online-Magazin Sixth Tone hat soeben in einer Serie eine Bilanz über fünf Jahre Zwei-Kind-Politik gezogen: https://interaction.sixthtone.com/feature/2020/china%27s-two-child-policy/