Liebe Leser,

Eigentlich wollte ich mit dieser Ausgabe etwas früher herauskommen. Aber die USA haben das verhindert, natürlich nicht physisch, sondern im übertragenen Sinne.  Ich wollte unbedingt schreiben, was der Wahlausgang für das amerikanische Verhältnis zu China zu bedeuten hat. Deshalb wartete ich und wartete bis feststand, dass Joe Biden neuer US-Präsident wurde. Ich war dann auch nicht gleich reflektionsfähig, da ich erst den Sieg auskosten musste. Denn ich gehöre zu der großen Mehrheit der Deutschen, die sich freut, dass dieser lügende, rassistische, frauenfeindliche, demokratiezerstörende (habe ich etwas vergessen?) US-Präsident nicht mehr die Welt mit Twitter-Salven bombardiert. Ich bin froh, nicht mehr diese Hasstiraden von US-Außenminister Mike Pompeo anhören zu müssen, der in seinen letzten Amtswochen permanent rund um die Welt jettete und von Island bis zu den Malediven zum letzten Gefecht im Kalten Krieg gegen China aufstachelte. Jetzt ziehen wieder Erwachsene ins Weiße Haus ein. Frauen und Männer, die verstehen, dass auch andere Länder Interessen haben, die den eigenen durchaus diametral entgegengesetzt sein können. Die aber wissen, dass man diese Probleme nur in mühsamen Gesprächen bilateral oder multilateral lösen kann. Mit Biden und seiner Truppe kehrt die Diplomatie zurück aufs Parkett. Für China wird die Politik der USA berechenbarer, aber angenehmer wird das Verhältnis zum Westen sicher nicht. Im Gegenteil: Die USA und Europa werden vermehrt gemeinsame Sache machen – gegen China. Das kann und wird Beijing nicht gefallen.

Wolfgang Hirn

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