Es war für viele ein Schock, als sie in der Corona-Krise erfuhren, wie unsere Pharmaindustrie schon von Lieferungen aus China (und Indien) abhängig ist. Und es begann eine Diskussion – passend zur China-kritischen Großwetterlage – darüber, was man noch in China produzieren soll. Das Wort „Decoupling“ machte die Runde, also letztendlich der Wunsch, sich aus China zurückzuziehen. Es war und ist eine zum Teil sehr emotionale Diskussion, in die die Bertelsmann Stiftung mit ihrer Studie „Exploring a Green List for EU-China Economic Relation“ versucht, etwas mehr Sachlichkeit zu bringen. Die Forscher der Rhodium Group, die von der Stiftung schon im Sommer 2019 beauftragt wurden, haben akribisch die Warenlisten durchforstet und sie auf Sicherheitsrelevanz untersucht. Ergebnis: 56 Prozent der EU-Importe nach China sind unbedenklich, und gar 83 Prozent der chinesischen Exporte in die EU. Fazit der Autoren: „It is not possible or desirable to drastically reduce or eliminate economic ties.” Bernhard Bartsch von der Bertelsmann-Stiftung fügt hinzu: „Das soll keine Blaupause für ein Decoupling sein.“ Aber immerhin über 40 Prozent der EU-Exporte schaffen es nach Berechnungen der Autoren nicht auf die grüne Liste. Welche volkswirtschaftliche Folgen ein Verzicht auf diese Ausfuhren haben könnte, hat die Studie nicht untersucht, hätte auch deren Rahmen gesprengt. Einer Folgestudie ist deshalb dringend notwendig.
Info:
Die Studie kann hier heruntergeladen werden: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/deutschland-und-asien/projektnachrichten/exploring-a-green-list-for-eu-china-economic-relations