WISSENSCHAFT I KO für KI?

 Vor rund zehn Jahren tigerte ich jede Woche zweimal in die Hamburgere Rothenbaumchaussee, damals Sitz des Konfuzius-Instituts in Hamburg. Ich wollte zum x-ten Male Chinesisch lernen. Ich hatte damals Einzelunterricht bei Arvid Storch, der übrigens heute noch dort ist. Mein Lehrbuch war von einem deutschen Verlag, nämlich Hueber und hieß „liao liao“. Ein deutscher Lehrer erteilt mir also Chinesisch-Unterricht nach einem deutschen Lehrbuch. Ein unspektakulärer Vorgang, jedenfalls nichts Subversives oder gar Staatszersetzendes. Dachte ich. 

    Doch dann las ich eine Stellungnahme von Jens Brandenburg, dem hochschulpolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, über die Konfuzius-Institute und deren Hintermänner: „Dahinter versteckt sich aber eine eiskalte Propaganda des chinesischen Regimes, die eine, wie uns die Bundesregierung bestätigt hat, eine direkte Einflussnahme auf Lehrmaterialien, auch auf die Art der Veranstaltungen und Unterrichtsinhalte ausüben.“ 

   Hui. Habe ich da was nicht mitbekommen? Bin ich etwas schon brain washed? 

   Die Kritiker der Konfuzius-Institute, von denen es immer mehr gibt, meinen wohl nicht den Sprachunterricht (was kann man dabei schon indoktrinieren?), sondern die diversen Veranstaltungen der KIs, die Vorträge, die Diskussionsrunden, wo ihrer Meinung nach nur China-genehme Themen angeboten werden. Und ihnen gefällt vor allem das Finanzierungsmodell nicht. Denn anders als zum Beispiel das Goethe-Institut, Institut Francais oder British Council, die alle von ihren Regierungen finanziert werden, haben die KIs eine Mischfinanzierung, also steckt auch chinesisches Staatsgeld drin. Und das ist für die KI-Kritiker der entscheidende Punkt: Wer mitfinanziert will auch Einfluss haben. Und deshalb sehen sie Freiheit von Forschung und Lehre in Gefahr.

      Der FDP-Abgeordnete Brandenburg hat, nachdem er schon im vergangenen Jahr zusammen mit anderen Abgeordneten bereits eine Kleine Anfrage zu den KIs gestellt hat, seine Fraktion dazu gebracht, im Bundestag einen Antrag auf Schließung der KI einzubringen. Titel des Antrags: „Freiheit von Forschung und Lehre schützen – Kooperationen mit Chinas Konfuzius-Instituten an deutschen Hochschulen beenden.“  Der Antrag wird erstmalig am 9. September um 17.10 Uhr im Plenum beraten und dann wohl zur weiteren Beratung an den federführenden Ausschuss für Bildung, Forschung und Technologiefolgenabschätzung überwiesen.

   Genug Zeit für die KI sich zu wehren und zu positionieren. Ein Kreis von 13 deutschen KI-Direktoren hat inzwischen ein zweiseitiges Papier erstellt. Titel: „Konfuzius Institute stärken – deutsch-chinesischen Wissenschaftsaustausch ausbauen“. Darin werden die Institute als „Foren des Dialogs und des produktiven wissenschaftlichen und kulturellen Austauschs zwischen China und Deutschland“ bezeichnet.  Sie würden wesentlich dazu beitragen, China-Kompetenz zu verbreitern und fundiertes Wissen über China zu fördern, vor allem auch durch öffentliche Veranstaltungen. Und weiter heißt es: „Dabei steht der Grundgedanke im Vordergrund, dass ein stetiger Kontakt und Dialog zwischen Deutschland und China auf unterschiedlichen Ebenen unabdingbar ist.“ Die Autoren weisen darauf hin, dass das Goethe Institut mit ihren Goethe Sprachlernzentren in China ebenfalls – wie die KIs hierzulande – Kooperationen mit Unis vor Ort eingehe.

  Das Papier wurde inzwischen den Abgeordneten diverser Bundestagsausschüsse zugesandt. Auch fanden schon Gespräche mit einigen von ihnen statt, darunter auch mit Jens Brandenburg. Besonders beeindruckt soll er nicht gewesen sein. 

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