OLD AND YOUNG CHINA HANDS: Hans Jakob Roth

China Hands wurden im 19. Jahrhundert die wenigen Ausländer genannt, die sich in China auskannten, dessen Sprache und Kultur verstanden- oder zumindest so taten. Später wurden daraus Old China Hands, Leute mit 20 oder von mehr Jahren Erfahrung im Reich der Mitte. Es gibt aber auch zunehmend junge Leute, die sich intensiv mit China beschäftigen, die aber oft nicht zu Wort kommen. Deshalb werde ich neben Old China Hands auch Young China Hands vorstellen – auch wenn letzteres per definitionem ein Widerspruch ist. Heute ist aber eine Old China Hand an der Reihe: Hans Jakob Roth.

    Er war ein Diplomat, aber eher einer von der undiplomatischen Sorte. Er sagte, was er dachte, sogar Journalisten gegenüber. Wir trafen uns zum ersten Mal in Suzhou, in einem der beiden gigantischen Industrieparks, und zwar bei dem damaligen Bosch-Manager Helmuth Kuklinski. Roth war damals Schweizer Generalkonsul in Shanghai. Später war er dann in derselben Position in Hongkong. Immer wenn ich in Hongkong war, trafen wir uns, redeten kurz in seinem Büro und fuhren dann zum Essen in den Foreign Correspondents` Club (FCC). Es waren immer sehr anregende Gespräche, weil er sich sehr intensiv mit den kulturellen Unterschieden zwischen China und dem Westen auseinandersetzte und darüber auch viel publizierte (siehe Info). 

     Roth kannte sich aus in Asien. Er war schon Ende der 70er Jahre in Beijing zum Studium. Danach trat er in den diplomatischen Dienst der Schweiz ein. Für das EDA (so heißt abgekürzt das Schweizer Außenministerium) war er dann 1984 in Tokio auf seinem ersten Auslandsposten. 1990 wurde er Gesandter, also zweiter Mann, in der Botschaft in Beijing. Er wäre auch ein guter Botschafter in Beijing gewesen, aber die entscheidenden Herren in Bern hatten anderes mit ihm vor: Erst wurde er Generalkonsul in Shanghai, dann in Hongkong. Den Titel Botschafter bekam er dann in seinen letzten Dienstjahren doch noch, als Sonderbeauftragter für grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Er, der Weltmann, musste sich in dieser Funktion um die Probleme der Grenzregion Schweiz, Deutschland und Frankreich kümmern.

   Nach seiner Pensionierung zum Jahresbeginn 2016 zog es ihn dann wieder aus Wengen hinaus in die große, weite Welt. Er wurde zum Pendler zwischen zwei Welten – der asiatischen und europäischen. In der Schweiz gründete er zusammen mit Partnern die Eurasia Competence AG und dort hat er noch Verwaltungsratsmandate. Im Moment sitzt er dank Corona allerdings in Asien fest. In Yangon, der ehemaligen Hauptstadt Myanmars. Warum gerade dort? Ganz einfach: Er folgte seiner Frau. Sie heißt Suphatra Srimaitreephithak, ist thailändische Diplomatin und gerade auf Botschafterposten in Myanmar. Das Leben als Botschafterinnengatte (welch seltenes Wort!) genießt er, es hat nur ein Manko: „Was mir fehlt ist das Wandern in den Bergen.“

   Und letzte Frage: Wie sieht er die politische Großwetterlage? Antwort: „Was China-USA angeht, sieht das leider auf beiden Seiten bedauerlicherweise nicht gut aus. Ich verstehe nicht, wie man sich dermaßen ins Abseits manövrieren kann – auf beiden Seiten.“

Info:

Aufsätze von Hans Jakob Roth vor allem zu interkulturellen Themen kann man herunterladen auf der Website  https://eurasiacompetence.com/. Dort dann Downloads anklicken. Seine wichtigsten Bücher sind „Leitfaden China – Der interkulturelle Ratgeber“ (Huber Verlag, Bern) und „Kultur, Raum und Zeit“ (Nomos Verlag, Baden-Baden).

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