CHINAHIRNKulinarium: Fuchsia Dunlop

… im Mei Moon. Man kann den Hamburger Hauptbahnhof auf zwei Seiten verlassen. Vorne Richtung Mönckeberg- und Spitaler Straße ins Einkaufsparadies, oder nach hinten ins eher schmuddelige St. Georg, der Hölle von Drogendealern und Prostituierten. Dort in der Bremer Reihe – eine kleine Straße von der Kirchenallee abgehend – liegt völlig unscheinbar das Mei Moon. Die meisten Passanten huschen vorbei, keiner wagt den Treppengang nach unten. Ein Chinese im Keller in dieser Gegend – wer weiß, was in dieser Kaschemme alles geboten wird. Lang, lang ist es her, dass es das Restaurant auch mal auf die Titelseite der Morgenpost schaffte. Allerdings mit negativer Schlagzeile, weil das Gewerbeaufsichtsamt angeblich diverse Utensilien fand, die eher in die Waschküche als in eine Restaurantküche gehören. Gebrauchte Unterhosen zum Beispiel. Der Mopo-Bericht entpuppte sich als voreilige Falschmeldung, aber das Image war erstmals befleckt. Die schmutzige Story kennt inzwischen fast niemand mehr. Aber in meinem kleinen Hamburger Kollegenkreis firmiert das Mei Moon bis heute noch als der „Unterhosen-Chinese“. Wenn wir uns von Kollegen zum „Unterhosen-Chinesen“ verabschiedeten, schauten die uns an, als ob wir zu einem konspirativen Triaden-Treffen gehen würden. Aber widmen wir uns der appetitlichen Seite vom Mei Moon zu – dem Essen, dem vorzüglichen kantonesischen Essen. Es gibt keine besseren Dim Sums in Hamburg.  Man isst sie – wie es sich gehört – am besten zur Mittagszeit. Der Rettichkuchen, die Tintenfischplätzchen, der – wer`s mag – Pansen in schwarzer Bohnensauce, die diversen Teigtaschen…  Die Speisekarte umfasst satte 43 Seiten, die Dim Sums (durchnummeriert von A1 bis A44) werden ab Seite 14 aufgelistet. Hinten wird es dann immer authentischer, ab Seite 33 gibt es Spezialitäten, ab Seite 36 dann die „original chinesischen Spezialitäten“.  Kenner und Freunde des Hauses verlangen freilich oder bekommen unaufgefordert die separate ausgedünnte Speisekarte in dunkelgrünem Umschlag, in denen nur die chinesischen Schweinerein aufgelistet sind.  Wer hier Stammgast ist, wird sogar freundlich bedient.

Adresse: Bremer Reihe 10, Telefon 040-2803303, Täglich geöffnet von 12 bis 22 Uhr (die Küche hat bis 21.30 Uhr geöffnet); www.meimoon.de

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