…das Buch von Simone Harre: China, wer bist du? Der Untertitel lautet: Eine Reise in die Seele eines unbekannten Landes. Moment mal: Unbekanntes Land China? Jeden Tag sind sind doch die Medien voll mit Berichten über China. Doch es ist das China der politischen und manchmal auch der wirtschaftlichen Eliten, das China der Xi Jipings und der Jack Mas. Aber was wissen wir schon über die Millionen anderer, einfacher Chinesen, deren Alltag, deren Sorgen, deren Wünsche? Nichts, fast nichts. Deshalb beging sich Simone Herre die als Kunsthistorikerin erstmals in ihrem Studium mit China in Berührung kam, vor fünf Jahren auf die Suche und staunte erst einmal: “´Meine ersten Eindrücke machten mich betroffen: Hier war alles anders, als ich es an der Uni und durch Medienberichte gelernt hatte.” Immer wieder reiste sie in den Folgejahren nach China, interviewte mit ihren beiden Dolmetschern Susu und Wang Bo unbekannte Chinesen. Heraus kamen 50 kurze Porträts sehr unterschiedlicher Personen – vom Makler bis zum Mao-Double, vom Chefkoch zum Seegurkenfabrikanten. Stets näherte sich Harre ihren Gegenüber mit zwei nur scheinbar simplen Fragen: “Welche Blume möchtest Du sein?” und “Ist das Glas halb voll oder halb leer?”. Die Antworten kamen oft nur zögerlich. Aber Harre blieb hartnäckig und hat viel über die einzelnen Personen erfahren und vermittelt. Das Ergebnis sind Mosaiksteinchen eines Gesellschaftsbildes. Einziger Kritikpunkt: Es überwiegt die Mittelschicht. Es werden nur wenige “einfache” Chinesen porträtiert. Zu viele Designer, Künstler, zu wenige Bauern, Arbeiter. Trotzdem: Ein Buch, das einem die Chinesen auf erzählende Weise näher bringt.
Info: Simone Harre: China, wer bist du?, Reisedepeschen Verlag, 368 Seiten, 26 Euro. Die Autorin betreibt auch eine gut gemachte und informative Homepage: ww.simone-harre.de. Dort gibt es auch einen Link zu ihrem Blog: oder direct unter: http://china-blog.simone-harre.de/