Bücher – 01. Juli 2020

Die Verlagschefin ist Mädchen für alles. Nora Frisch sagt: „Ich muss alles alleine machen.“ Lektorieren, PR, Vertrieb, manchmal auch Übersetzen. Vor zehn Jahren hat die in Heidelberg promovierte Sinologin den Drachenhaus Verlag in Esslingen bei Stuttgart gegründet. Esslingen deshalb, weil sie dort mit einem Vertreter der Hengstenberg-Dynastie verheiratet ist. Diese Verbindung gibt ihr auch die nötige finanzielle Sicherheit, denn viel Geld verdient sie mit dem kleinen Verlag nicht – wenn überhaupt. Der Drachenhaus Verlag hat sich auf Bücher über und aus China spezialisiert.  Die Palette ist breit: Literatur, Sach- , Koch- und Kinderbücher. „Ich wollte mich nicht auf eine Kategorie festlegen“, sagt Frisch. Pro Saison bringt sie im Schmitt zwei Bücher heraus. In diesem Frühjahr waren es freilich vier Neuerscheinungen: „Anders Gleich“ – Interviews mit starken Frauen. Von Mirjam Leitner und Theresia Romberg-Fredl, 80 Seiten, 24 Euro; erschien passend zum Weltfrauentag am 8. März; Hong Cheng: Auf Buddhas Spuren – eine Reise in die entlegensten Winkel Tibets, 250 Seiten, 24 Euro, erschien im Mai ; Isabella M. Obrist und Jürgen Bubeck: Frühstücken wie der Kaiser von China – Gesund in den Tag mit den 5 Elementen, 150 Seiten, 24 Euro, erschien im April. Sylvia Vetta: Pinselstriche, ein Roman, 200 Seiten, 16 Euro, April;

Info: Mehr über das Programm des Verlages gibt es unter www.drachenbuch-verlag.com.

Eine Auswahl weiterer deutschsprachiger Bücher, die im ersten Halbjahr 2020 erschienen sind:

Belletristik:

Cai Jun: Rachegeist, Thriller, Piper, 512 Seiten, 16 Euro; Der chinesische Bestsellerautor Cai Jun hat mit Rachegeist einen antikapitalistischen Horrorthriller geschrieben, urteil Kolja Mensing im Deutschlandfunk Kultur.

Lea Schneider: made in china, Gedichte, mit Illustrationen von Yimeng Wu, Verlagshaus Berlin, 108 Seiten, 17,90 Euro; Mehr als ein Gedichtband. Eine lyrische Annäherung an die sechs Metropolen Nanjing, Peking, Shanghai, Hongkong, Taipeh und Chengdu.

Ken Liu (Hrsg.); Zerbrochene Sterne, Erzählungen, Heyne, 673 Seiten, 16,99 Euro. Eine Sammlung mehrerer chinesischer Sciene-Fiction-Stories von unterschiedlicher Länge und Qualität. Ein guter Überblick über die boomende SciFi-Szene des Landes.

Sachbücher:

Barbara Darimont (Hrsg.); Wirtschaftspolitik in der VR China, Springer Gabler,401 Seiten, 39,99 Euro, (Besprechung folgt);

Fang Fang: Wuhan Diary – Tagebuch aus einer gesperrten Stadt, Hoffmann & Campe, 325 Seiten, 25 Euro; Das Buch der Schriftstellerin Fang Fang, das in Englisch und Deutsch erschien, basiert auf ihren Tagebucheinträgen aus dem abgeriegelten Wuhan. Hierzulande rutschte das Buch sofort in die Bestsellerliste, in China dagegen wird Fang Fang als Nestbeschmutzerin beschimpft.

Marcel Grzanna: Eine Gesellschaft in Unfreiheit, Goldmann, 320 Seiten, 15 Euro; Der freie Journalist Grzanna lebte mit seiner Frau  Pia Schrörs, RTL-Korrespondentin, neun Jahre lang in China. Eher ein Erlebnisbericht des jetzt in Spanien lebenden Autors als eine Analyse des Systems.

Clive Hamilton, Mareike Ohlberg: Die lautlose Eroberung, – Wie China westliche Demokratien unterwandert und die Welt neu ordnet,  DVA, 495 Seiten, 26 Euro; Da ich in dem Buch etwas undifferenziert als  „Freund Chinas“ klassifiziert (oder angeprangert) werde, erspare ich mir die Kritik; sie könnte mir als billige Retourkutsche ausgelegt werden.

Zhao Tingyang: Alles unter einem Himmel, Suhrkamp, 266 Seiten, 22 Euro. Zhao Tingyang gilt als einer der bedeutensten chinesischen Philosophen. In diesem Werk erläutert das Konzept des Tianxia, das chinesische Weltbild.  Keine leichte Kost.

No Comments Yet

Comments are closed