Japan ist dieses Jahr ein begehrtes Reiseziel von EU-Spitzenbeamten. Nicht weniger als elf Kommissare – von Präsidentin Ursula von der Leyen über die Außenbeauftragte Kaja Kallas bis zum Handelskommissar Marios Sefcovic – sind im Zeitraum von April bis Oktober zu Gesprächen auf die ostasiatische Insel geflogen. Damit liegt Japan in dieser Besuchergruppe die Spitzenposition ein. Kein anderes Land außerhalb der EU empfing mehr Spitzenbeamte aus Brüssel. Dies berichtet das Portal Euraktiv in dem Beitrag „Tokyo Shift: Why the EU is going all-in on Japan“. Dort ist auch eine Liste der „Top Ten non-EU countries for Commissioner engagement“ einzusehen. An erster Stelle steht Japan mit 85 engagements vor den USA mit 59 engagements.
Warum Japan plötzlich so begehrt ist, hat einen Grund: China. Japan hat schon frühzeitig, seine wirtschaftlichen Beziehungen zu China neu geordnet. Es betreibt schon seit Jahren eine De-Risking-Strategie gegenüber China. Auslöser war ein Zwischenfall im Ostchinesischen Meer im Frühjahr 2010, als nationalistische Japaner die umstrittenen Senkaku-Inseln kurzzeitig besetzten. China schränkte danach den Export von Seltenen Erden nach Japan massiv ein. Für Japan war das ein Schockerlebnis und Anlass zum Handeln. Die Regierung versucht seitdem, seine Rohstoffquellen zu diversifizieren. Vor allem mit Australien arbeitet Japan eng zusammen. Gleichzeitig reduzierte Japan auch seine Handelstätigkeit mit China. Mit dieser stetigen De-Risking-Politik ist Japan relativ erfolgreich. Diese Politik nimmt sich nun Brüssel zum Vorbild. „Brussels is seeking to learn from Tokyo how to de-risk from China“, schreibt Euraktiv. Das mache Sinn, argumentiert Euraktiv, denn “Europe’s approach to China is more like Japan’s than Washington’s. Während die USA eher auf ein brachiales Decoupling setzen, verfolgen die EU und Japan die Strategie des gemäßigteren, aber stetigen Deriskings.
Info:
Hier der Artikel in Euraktiv: https://www.euractiv.com/news/tokyo-drift-why-the-eu-is-going-all-in-on-japan/