Dass China Industriepolitik, sogar relativ erfolgreiche Industriepolitik betreibt, weiß inzwischen fast jeder. Doch welches sind die Akteure dieser Politik, welche Instrumente wenden sie an? Diese Fragen bleiben oft unbeantwortet, weil man mehr mit Schlagworten denn mit Fakten argumentiert. Der Wirtschaftsprofessor Hanming Fang (University of Pennsylvania) hat nun zusammen mit Ming Li und Guangli Lu ein Papier vorgelegt, das etwas Licht in das Dunkel der chinesischen Wirtschaftssteuerung bringt. Der Titel des Working Paper des amerikanischen National Bureau of Research (NBR) lautet: “Decoding China‘s Industrial Policy.” Bei einem Vortrag vor dem Stanford Center on China;s Economy and Institutions (SCCEI) hat Hanming Fang die wichtigsten Erkenntnisse vorgestellt. Auf die Frage „Wer macht eigentlich Industriepolitik?“ hat Fang eine überraschende Antwort: „Roughly 80 per cent of industrial policies originate from local governments, including provinces and cities.“ Nur rund 13 Prozent der industriepolitischen Anstöße kämen von der Zentralregierung. Er konzidiert jedoch, dass der Einfluss der Zentralregierung zugenommen habe, vor allem seit den 2010er Jahren. Interessant ist die Feststellung, dass sich lokale Regierungen gegenseitig pushen: „Many local governments replicate industrial policies from other regions, particularly from cities within the same province.” Das führe allerdings zu ineffizientem Wettbewerb und Überkapazitäten.
Info:
Hier kann man das Working Paper herunterladen: https://www.nber.org/papers/w33814
Und hier eine kurze Zusammenfassung des Referats von Hanming Fang vor dem SCCEI: https://sccei.fsi.stanford.edu/news/what-two-decades-data-reveal-about-chinas-industrial-policy