Im Westen hält sich hartnäckig der Vorwurf, dass China viele Länder vor allem in der Dritten Welt (heute: Globaler Süden) in eine Schuldenfalle (debt gap) treibe. Nach dieser Erzählung drängt China diesen Staaten Kredite auf, die sie später nicht zurückzahlen können. China versuche sich dann schadlos zu halten, indem es auf assets der Schuldnerländer zugreife, wie zum Beispiel auf Land oder Rohstoffe oder durch politische Einflussnahme Druck auf die Führung des Landes ausübe. Stimmt dieser Vorwurf? Nein, sagt Eric Olander, dieser „has never been supported by evidence“, schreibt er in einem Linkedin-Beitrag. Der Amerikaner Olander ist Chefredakteur von The China-Global South Project und einer der besten Kenner des chinesischen Engagements im Globalen Süden. In seinem Post verweist er auf eine Umschuldung, die soeben zwischen China und Kenia getroffen wurde. Danach hat die staatliche chinesische Exim-Bank einen Kredit über 3,5 Milliarden Dollar, den sie Kenia zum Bau der Standard Gauge Railway gegeben hat, von Dollar in Yuan umgewandelt. Dadurch spare Kenia in den nächsten fünf Jahren 215 Millionen Dollar an Zinsen. „This is an important deal“, schreibt Olander. Er verweist zudem auf andere Umschuldungen zwischen China und Angola, Ekuador sowie Sri Lanka. Auch habe sich China bei den Umschuldungsverhandlungen mit Sambia, Ghana und Äthiopien im Rahmen der G20-Schuldenkomitees konstruktiv gezeigt. Bei all diesen Umschuldungen seien „no assets seized“.
Für Olander sind das Beweise, dass die These von der Schuldenfalle nicht haltbar sei. Er weiß aber auch, dass viele Politiker und Journalisten im Westen das nicht wahrhaben wollen. Deshalb fügt er seinen Äußerungen eine Leseliste hinzu: „If you aren’t convinced, then I hope you’ll read the research from some of the world´s leading experts on this.” Im Einzelnen empfiehlt er diese Studien:
- Demystifying Chinese Overseas Lending and Development Finance – Why China Became the World’s Largest official Bilateral Lender (Oyintarelado Moses, Cecilia Springer und Kevin P. Gallagher, The Boston University, Global Development Policy Center);
- Debunking the Myth of Debt-trap Diplomacy” (Lee Jones und Shahar Hameiri, The Chatham House);
- The Chinese Debt Trap Is a Myth: The Narrative Wrongfully Portrays Both Beijing and the Developing Countries It Deals With (Deborah Brautigam und Meg Rithmire; Harvard Business School).
Aber was ist mit dem Hafen Hambantota in Sri Lanka, werden jetzt viele fragen. Er gilt als Paradebeispiel für die These von der Schuldenfalle und wird deshalb immer wieder gern zitiert. Aber auch diesen Mythos glaubt Olander widerlegen zu können: „It was Colombo’s Eurobond debt, not China loans, that forced the country into default.” Und wer ihm auch dies nicht glaube, der soll folgende Studie lesen: „Evolutiuon of Chinese Lending to Sri Lanka Since the mid-2000s – Separating Myth from Reality” (Umesh Moramudali und Thilina Panduwawala, Johns Hopkins China-Africa Research Institute).
Ich vermute fast, dass viele diese Studien nicht lesen werden und lieber an ihren bequemen Vorurteilen festhalten.
Info:
Hier der Link zu Olanders Linkedin-Post, indem wiederum die Links zu den oben genannten Studien stehen: https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:7381624085765791745/