FLIEGEN I Chinas Stewardessen mucken auf

Im Juli trat eine forsche Frau namens Xiha in der beliebten Show „The King of Stand-Up Comedy“ auf. Sie trug eine oversized Jeans und ein buntes T-Shirt. Sie sah nicht wie eine Stewardess aus, aber sie war eine. Den Job hat sie gekündigt, deshalb konnte sie mit kesser Schnauze ihren Frust über ihren ehemaligen Beruf loswerden. „Why do we have to wear short skirts, stockings, and high heels when working in such a complex high-altitude environment,” fragte sie. Da sie ja in einer Comedy-Show auftrat, machte sie ich über das Tragen von Strumpfhosen lustig, die ja bekanntlich leicht entflammbar seien. Im Falle von Feuer müssten sie deshalb diese als erste ausziehen. Xihas Auftritt war ein Zeichen, dass sich in der chinesischen Stewardess-Szene etwas ändert. Sie wollen nicht mehr die genormten Modepüppchen seien.

Das Berufsbild der Stewardess hat sich in den vergangenen Jahren gravierend verändert. In den 80er Jahren war das ein begehrter und angesehener Beruf. Air China kleidete damals die Stewardessen in blaue Uniformen, die vom französischen Designer Pierre Cardin entworfen wurden. Sie servierten Peking-Ente und schenkten Moutai-Schnaps aus Flaschen aus. Am Ende des Fluges verteilten sie an de Fluggäste „Gifts from the sky“ – Panda-Zigaretten oder ausländische Schokolade. In den frühen 90er Jahren bekamen Stewardessen ein Gehalt von 2000 Yuan, damals das Zehnfache des chinesischen Durchschnittslohns. Kein Wunder, dass damals folgender populärer Spruch die Runde machte: „If you have a daughter, let her become a girl in the air”. Auch noch in den 2000er Jahren war für viele junge Frauen Flugbegleiterin ein Traumberuf. Als China Southern, inzwischen die größte Fluglinie der Welt, 2006 die TV-Reality-Show „Super Kongjie“ (Kong=Himmel, Jie=Schwester) startete, bewarben über 10 000 Frauen. Nur 50 von ihnen bekamen einen Job. Filme wie „Triumph in the Sky“ (2003), wo sich ein Pilot und eine Stewardess nahekamen, oder „If You Are the One“ (2008) vermittelten zudem ein romantisches Bild der Flugbegleiterin.

Doch inzwischen ist der Job bei weitem nicht mehr der Glamour-Beruf, der er einmal war. Auch in China entwickelte sich das Flugzeug zu einem Massenverkehrsmittel. 730 Millionen Passagiere wurden 2024 in China durch die Lüfte transportiert. Die Flugbegleiterin ist nur noch eine bessere Bedienung. Eine klagt: „I am just a waitress pushing the cart, asking everyone chicken rice or beef noodles.” Auch der Gehalt ist nicht mehr so exorbitant wie früher. Viele müssen schon seit Jahren mit stagnierenden oder gar sinkenden Löhnen auskommen, denn die drei großen chinesischen Airlines (Air China, China Eastern und China Southern) machen alle Verluste. Viele Flugbegleiterinnen hören deshalb zwischen 30 und 40 Jahren auf. Das kommt wiederum den Airlines entgegen. Denn sie glauben immer noch, dass Stewardessen jung und schlank sein müssen. Viel Aufsehen erregte eine Anzeige von Hainan Airlines, die ihren Flugbegleiterinnen im Juni 2023 ein Idealgewicht vorschrieben: Größe in cm minus 110 ergibt das Idealgewicht in Kilogramm.

Doch inzwischen sind die Flugbegleiterinnen selbstbewusster geworden. Sie lassen sich nicht mehr alles gefallen, machen ihrem Unmut in den sozialen Medien Luft. Mit ersten Erfolgen: Als Shandong Airlines neue Uniformen vorstellte, erlaubte sie auch Hosen, knielange Röcke und flache Schuhe. Kurze Zeit später zog Spring Airlines nach.

Info:

Hier ein Artikel über Chinas Stewardessen in The World of Chinese : https://www.theworldofchinese.com/2025/09/glamour-and-gloom-of-chinas-female-flight-attendants/

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