Jürgen Kurz lebt seit langem in Shanghai, war dort bis zu seiner Pensionierung Manager eines deutschen Mittelständlers – und ist immer noch Mitglied der Partei der Grünen. Allerdings hat er, was die Einstellung zu China anbetrifft, eine ziemlich konträre Meinung zum Mainstream seiner Partei. Er mag nicht diesen belehrenden, überheblichen Ton von Annalena Baerbock und erst recht nicht diesen Anti-China-Kurs von Reinhard Bütikofer. Sein China-Bild ist ein anderes, ein realistischeres, ein ausgewogeneres. Und dieses Bild will er gerne seinen Parteifreunden und jenen, die der Partei nahestehen, vermitteln, indem er einen Blog betreibt, Vorträge hält – und Reisen nach China veranstaltet. Gerade hat er zum dritten Male eine Reisegruppe durch „sein“ China geführt und begleitet. Seine Trips sind keine touristischen Reisen und auch keine themenbezogenen Unternehmerreisen, wie sie zum Beispiel The Pioneer veranstaltet. „Ich versuche China in seiner Breite darzustellen“, sagt Kurz, der übrigens an diesen Reisen nichts verdient. Auf seiner letzten Reise diskutierten die 18 Teilnehmer zum Beispiel im chinesischen Umweltministerium, besuchten Firmen wie Li Auto und den Pharmakonzern CTTQ in Nanjing, sprachen mit dem Bürgermeister eines Dorfes in Guangxi und informierten sich über ein Flussufer-Sanierungskonzept und bestaunten Flugtaxis beim Unternehmen Ehang. Eine Bildungsreise im wahrsten Sinne des Wortes. Und wie bei den zwei anderen Reisen zuvor, mussten die meisten Teilnehmer ihr China-Bild am Ende ihrer Reise zumindest partiell korrigieren. „Die Gruppe war perplex, wie offen die Gespräche hier waren“, sagt Kurz. Er würde gerne mehr solcher eher politischen Bildungsreisen organisieren, vor allem auch für jüngere Zielgruppen, sieht aber auch die Probleme: „Viele wollen nicht ihre Urlaubstage für eine solche Reise opfern.“ Außerdem koste eine solche Reise auch Geld, auch wenn die Kosten bei ihm weit unter denen einer Pioneer-Reise liegen. Aber Jürgen Kurz gibt nicht auf. Im Gegenteil: Derzeit ist er in Gesprächen mit der SPD und der CDU, um für deren Mitglieder und Sympathisanten Reisen nach China zu organisieren.
Info:
Hier der Bericht über die Reise auf dem Blog von Jürgen Kurz: http://www.juergenk.de/resources/Reports%20November%202025.pdf