Der Handels- und Techkrieg zwischen den USA und China dreht sich vor allem um Chips und Seltene Erden. Doch es gibt noch ein drittes, bislang wenig beachtetes Schlachtfeld (Verzeihung für die bellizistische Wortwahl) – und das liegt in den Häfen der beiden Länder. Seit dem 14. Oktober wurde dort ordentlich abkassiert. Chinesische Schiffe mussten seit diesem Datum eine Gebühr von 50 Dollar je Netto-Tonne bezahlen, wenn sie einen amerikanischen Hafen ansteuern, um dort ihre Ladung zu löschen. Das macht bei einem Container mit 50 000 Tonnen immerhin einen Betrag von 2,5 Millionen Dollar aus. Etwas niedrigere Gebühren wurden für Schiffe verlangt, die in China gebaut wurden, aber unter nicht-chinesischer Flagge fahren. Diese Maßnahmen hat der United States Trade Representative (USTR) bereits im April dieses Jahres beschlossen. In der Begründung wird den chinesischen Schiffbauern vorgeworfen, „using unfair practices to gain global market share“, also vor allem der Einsatz staatlicher Subventionen, wodurch die chinesischen Werften konkurrenzlos günstig produzieren könnten. Die chinesischen Behörden reagierten prompt und verlangten ähnliche Gebühren für US-Schiffe, die chinesische Häfen anlaufen. Nach dem Treffen von Trump und Xi sind diese Gebühren auf beiden Seiten nun ausgesetzt, aber das Problem bleibt bestehen: . Chinas Schiffindustrie ist der Amerikas inzeischen wiet überlegen. Die Amerikaner – allen voran Donald Trump – sehen mit Erschrecken, wie sich in den vergangenen Jahren die chinesische Schiffsindustrie entwickelt hat und inzwischen mit weitem Abstand zu den Südkoreanern die Nummer Eins in der Welt ist. Mit der Quantität stieg auch die Qualität:A uf den chinesischen Werften wird nicht mehr nur Massenware hergestellt,wie riesige Containerschiffe, sondern es werden auch technologisch anspruchsvolle Schiffe gebaut, wie zum Beispiel Spezialschiffe wie LNG Carrier, Roll-ON/Roll-Out (RoRo)-Vessels oder Polarforschungsschiffe. Eisbrecher sind ebenfalls ein gutes Beispiel. Während die USA – wie gerade geschehen – Polarmeer fähige Schiffe in Finnland bestellen müssen, baut sie China selbst.
Vor allem seit der 2015 erfolgten Verkündung des Programms „Made in China 2025“ hat der Schiffbau in China hohe Priorität. Chinas Schiff-Industrie habe seitdem „significant technological advancements“ erzielt, urteilt Dan Katz in seinem soeben erschienen Beitrag „Made in China 2025 Impact in Chinese Shipbuilding“. China habe die meisten Ziele, die in dem Programm proklamiert wurden, erreicht. Vor allem bei LNG Carrier habe China gewaltig aufgeholt. 2023 lief das erste Kreuzfahrtschiff vom Stapel. Und bei elektrisch angetriebenen Schiffen sei China inzwischen führend. Weniger erfolgreich dagegen seien Chinas Werften bei cable-lying ships und drilling ships.
Im Mittelpunkt der maritimen Aufholjagd steht ein Unternehmen: China State Shipbuilding Corporation (CSSC). Der Staatskonzern ist der größte Schiffbauer der Welt, der durch die Fusion mit China Shipbuilding Industry Corporation (CSIC) noch größer geworden ist. Wie groß dieser Gigant ist, kann man an diesem Vergleich erkennen: CSSC produziert in einem Jahr so viele Handelsschiffe wie alle US-Werften seit dem Zweiten Weltkrieg. CSSC baut aber nicht nur zivile Schiffe, sondern auch Boote für die Marine. „CSSC has become a poster child of Beijing’s military-civil-fusion-Strategy” heißt es in der CSIS-Studie “Ship Wars – Confronting China’s Dual-Use Shipbuilding Empire”. In den vergangenen zwei Jahrzehnten “CSSC has churned out advanced warships at an alarming clip, upgrading the People’s Liberation Army Navy (PLAN) from a modest coastal force unto a region juggernaut.” Die Lücke zur US-Marine werde zunehmend geschlossen.
Nur in einem Bereich liegen die USA noch mit Abstand vorne – bei den Flugzeugträgern. Die US Navy hat zwölf, China nur zwei. Aber der dritte, die „Fujian“, wird bald einsatzbereit sein. Und er wird technologisch so gut sein wie die US-Konkurrenz, sagen Experten.
Info:
Der Artikel von Dan Katz auf der Seite des Center for International Maritime Security: https://cimsec.org/made-in-china-2025s-impact-on-chinese-shipbuilding/
Und hier die CSIS-Studie: https://csis-website-prod.s3.amazonaws.com/s3fs-public/2025-03/250311_Funaiole_Ship_Wars.pdf?VersionId=rr_4IH5jXertgzLdS.ke07oFmgWTHnIM
Daraus eine imposante Graphik: https://www.csis.org/analysis/china-dominates-shipbuilding-industry