China und Pakistan gelten als enge Verbündete. Pakistans Militär bezieht seine Waffen und Flugzeuge zum größten Teil aus China. Und Pakistan erlaubte China den Bau des China-Pakistan Economic Corridor (CPEC) mitten durchs Land, damit China Zugang zum Arabischen Meer bekam. Als Endpunkt des Korridors diente der Hafen von Gwadar. Über 60 Milliarden Dollar investierte China in den vergangenen Jahren in dieses strategische Projekt. Und nun meldet die Financial Times exklusiv am x. Oktober, dass die USA nur 113 Kilometer von Gwadar entfernt ebenfalls einen Hafen bauen dürfen. In Pasni – heute noch ein Fischerstädtchen mit rund 70 000 Einwohnern – soll „a strategic logistics and mineral export hub“ entstehen. Kostenpunkt: 1,2 Milliarden Dollar. Das hätten Pakistans Premierminister Shehbaz Sharif und Armeechef General Asim Munir bei einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump am 25. September in Washington vereinbart.
Kaum war der FT-Artikel erschienen, schlug er Wellen. Imram Kurshid, Forscher am International Centre for Peace Studies, schrieb in der Asia Times von einem „geopolitical earthquake“. Für China sei dies „a strategic nightmare“. In China reagierte man auf den Artikel erst mal gar nicht. Die pakistanische Regierung spielte den Bericht herunter. Im staatlichen Fernsehsender wurde ein namenloser Sprecher zitiert: „There is no plan to hand over Pasni‘s security to any foreign power.“ Der FT-Bericht „does not represent any official government or military policy.” Aber immerhin gab er zu: “Pasni’s location may make it significant in global geopolitics but at this stage, it is only an idea, not an initiative.”
Pasni hat gleich mehrere Vorteile. Erstens seine geostrategische Lage am Arabischen Meer, zweitens die Möglichkeit des Ausbaus zum Tiefseehafen, und drittens liegt es in der rohstoffreichen Region Belutschistan. Dort gibt es Kupfer, Gold und Seltene Erden wie zum Beispiel Antimonium und Neodymium (braucht man auch in der Militärindustrie). Letzteres – aber das ist jetzt nur eine Vermutung – mag sicher eine wichtige Rolle gespielt haben, dass sich die USA wieder für Pakistan und speziell für die Gegend um Pasni interessieren. Bereits im August wurde ein Memorandum of Understanding (MoU) zwischen US Strategic Metals (USSM) und der Pakistan Military Engineering Group über die Lieferung von Rohstoffen unterzeichnet. Einen Monat später wurde die erste Ladung in die USA verschifft.
Die Annäherung zwischen den USA und Pakistan beruht auf Gegenseitigkeit. Seit Trumps Antritt haben sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern enorm verbessert. Premier Sharif lobt Trump und gehört auch zu den Staatschefs, die Trump für den Friedensnobelpreis empfahlen. Pakistan will offenbar seine Außenpolitik diversifizieren, sich aus Abhängigkeiten von einzelnen Staaten lösen – und da insbesondere von China. Pakistans Bündnispolitik war immer sehr wechselhaft. Imram Kurshid schreibt: „Pakistan has aligned with whichever power offers the greatest financial or military benefits.” Vielleicht verspricht sich Sharif nun mehr von den USA. Vielleicht will er aber China auch unter Druck setzen, das sich bei Umschuldungsgesprächen widerspenstig zeigt.
Sollte sich Pakistan wirklich stärker den USA annähern und Pasni genehmigen, wäre das für China ein Alptraum. Für China wäre es – so Kurshid – „a symbol of betrayal that undermines years of investment and trusts.” Aber auch für die USA könnte ein Engagement in Pasni ein Pyhrrus-Sieg sein. Denn in Belutschistan agiert eine starke Separatistenbewegung. Die Balochistan Liberation Army (BLA) und ihr militärischer Arm, die Majeed Brigade, haben schon den Chinesen das Leben schwer gemacht und viele von ihnen ermordet. Auch die Amerikaner werden sie als Invasoren betrachten und deshalb ins Visier nehmen.
Info:
Der Artikel von Imram Kurshid in Asia Times: https://asiatimes.com/2025/10/pasni-port-deal-would-pivot-pakistan-from-china-to-us/
Das Abkommen zwischen US Strategic Metals und Pakistan: https://www.prnewswire.com/news-releases/pakistan-dispatches-first-ever-shipment-of-rare-earth-and-critical-minerals-to-united-states-under-landmark-500m-agreement-302573210.html