Inzwischen kennt man das amerikanische Unternehmen mit dem nahezu unaussprechlichen Namen: Nvidia. Der Techkonzern ist der Star an der Börse und eilt von Rekord zu Rekord. Er stellt hochwertige Chips für den Einsatz Künstlicher Intelligenz her. Bislang macht das das Unternehmen unter der Führung von Jensen Huang nahezu konkurrenzlos. Weil China massiv in KI investiert, benötigt es bisher solche Chips aus dem Hause Nvidia. Doch die US-Regierung versucht das zu verhindern, verbietet den Export der besten Nvidia-Chips nach China und erlaubt nur die Ausfuhr etwas „minderwertigerer“ Chips. Die will aber China nicht haben, weil inzwischen offenbar chinesische Firmen solche KI-Chips in ähnlicher Qualität herstellen kann. Vor allem ein Unternehmen macht Schlagzeilen: Cambricon. Viele fragen sich schon: Ist Cambricon das chinesische Nividia?
Gegründet wurde das Unternehmen 2016 von den beiden Brüdern Chen Yunji und Chen Tianshi. Beide beendeten mit 24 Jahren ihre Promotion in Computerwissenschaften, beide arbeiteten am Institute of Computing Technology der Chinesischen Akademie für Wissenschaften (CAS). Dort entwickelten sie 2015 den Prototypen eines DeepLearning-Prozessors, ehe sie sich dann 2016 mit Cambricon selbständig machten. Schnell wurde Unternehmen zu einem der wertvollsten KI-Startups in China. Mitte 2018 erreichte Cambricon eine Bewertung von 2,5 Milliarden Dollar. Chinesische Schwergewichte wie Alibaba und Lenovo beteiligten sich an dem Startup. Im Juli 2020 ging das Unternehmen an die Technologiebörse START in Shanghai. Doch Cambricon schrieb weiterhin Verluste. Der Durchbruch kam im Jahr 2024. In jenem Jahr performte die Cambricon-Aktie am besten. Ihr Kurs stieg um 383 Prozent. In diesem Jahr explodierte die Aktie geradezu. Im August verdoppelte sich der Kurs von 709 auf 1600 Yuan. Plötzlich war war Cambricon der Star an der Börse und löste bei der Marktkapitalisierung das bislang führende Unternehmen, den Schnapshersteller Kweichow Moutai, ab.
Ursache des Hypes ist, dass die KI-Chips von Cambricon immer besser werden und dem amerikanischen Marktführer Nvidia gefährlich nahekommen. Und es ist nicht nur Cambricon, das sich auf einer Aufholjagd befindet. Neben Cambricon gibt es mindestens noch fünf weiter hoffnungsvolle Startups, die sich mit KI-Chips beschäftigen und alle auf dem Sprung an die Börse sind:
- Moore Threads: Das Unternehmen in Beijing wurde von Zhang Jianzhong gegründet. Er war vorher Global Vice President bei Nvidia. Auch zwei weitere Mitgründer waren bei Nvidia. Moore Threads steht seit 2023 auf der Sanktionsliste der USA.
- Biren Technoloy: Gründer dieses Unternehmens in Shanghai ist Zhang Wen, einst in Harvard ausgebildet und später Präsident von SenseTime, das in der Gesichtserkennung führend ist. Biren Technology brachte bereits 2022 den BR 100 GPU heraus, der ähnlich leistungsstark sein wie der H100 von Nvidia. Das Unternehmen plant einen IPO in Hongkong.
- MetaX: 2020 von Chen Weiliang in Shanghai gegründet. Chen arbeitete früher für den amerikanischen Chiphersteller AMD. Er plant einen IPO in Shanghai.
- Enflame: Auch dieser Startup wurde – wie MetaX – von ehemaligen AMD-Mitarbeitern gegründet: Zhao Lidong und Zhang Yalin. Hinter Enflame steht aber auch der Techno-Konzern Tencent.
- Hygon Information Technology: Das Unternehmen startete 2016 als ein Joint-Venture mit AMD: Es ist bereits seit 2019 auf der US-Sanktionsliste.
Neben diesen Startups beschäftigen sich auch die großen Tech-Konzerne Chinas mit der Entwicklung von KI-Chips. Besonders weit sind dabei Alibaba, Baidu – und vor allem Huawei. Wieder einmal zeigt sich, dass die amerikanische Politik der Sanktionierung eine gegenteilige Wirkung hat. Die chinesische Konkurrenz forciert – auch mit staatlicher Unterstützung – seine Anstrengungen, um unabhängiger von den USA zu werden. Im Falle der KI-Chips scheint das zunehmend zu gelingen.