Es fing in der Provinz Jiangsu an. Dort startete im Frühjahr dieses Jahres die Jiangsu City Football League (siehe CHINAHIRN 20. Juni 2025), ein Fußball-Wettbewerb zwischen 13 Städten der Provinz. In den Teams spielen in der Regel nur Amateure, also keine Profis aus den drei höchsten Ligen (China Super League, China League One and Two). An den ersten acht Spieltagen kamen über eine Million Zuschauer. Der Gipfel war das Spiel Nanjing gegen Suzhou. Damals strömten 60 396 Zuschauer in das Stadion. Auch wirtschaftlich scheint sich der Wettbewerb zu rechnen. Die Zahl der Sponsoren stieg von anfangs acht auf inzwischen 27. Darunter so prominente Namen wie JD.com, Xiaomi und Alibaba.
Weil die „Suchao“ – wie der Wettbewerb in Jiangsu auch genannt wird – so überraschend erfolgreich war, fand er inzwischen einige Nachahmer in anderen Provinzen und auch Städten. Hier eine Übersicht, die sicher nicht ganz vollständig ist:
- Jiangxi: In dieser Provinz wird bereits seit dem 12. Juli gekickt. Elf Städte beteiligen sich an der Jiangxi City Football Super League („ganchao“). In der ersten Runde kamen zu den fünf Spielen 66 960 Zuschauer. Interessant ist, dass inzwischen viele Fans ihre Mannschaft zu den Auswärtsspielen begleiten. So reisten die Fans aus Jiujiang zum Spiel in Yingtan mit einem Sonderzug an. Offenbar mit Erfolg: Jiujiang liegt in der Nord-Division vorne, im Süden führt Yichun.
- Sichuan: Dort startete am 20. September die Sichuan City Football League, chinesisch abgekürzt “chuanchao”. 21 Städte nehmen daran teil, aufgeteilt in die vier Zonen Nord, Ost, Süd und West. Die Gruppenphase dauert bis September, die Finalspiele finden dann im nächsten Jahr von März bis Juni statt. In Sichuan ist das Sportbüro der Provinzregierung der Ausrichter. Teilnehmen dürfen Spieler zwischen 18 und 45 Jahre.
- Hunan: Ebenfalls im September begannen die Spiele der Hunan Super League („Xiangchao“). 14 Teams treten dort an. Besonderheit hier: Mindestens drei Spieler müssen zwischen 16 und 18 Jahre alt sein.
- Guangdong: Die Guangdong Football Super League (“shengchao”) ist aus mehreren Gründen etwas anders als die oben Genannten. Zum einen ist hier der Organisator die Guangdong Football Association, also der Verband. Außerdem wird im K.O.-Modus gespielt. Das Achtelfinale fand im September statt. Die Halbfinale werden im November ausgetragen.
Doch nicht nur in den Provinzen, sondern auch in manchen Städten fanden diese Turniere Nachahmer. Zum Beispiel in Chongqing, der Megastadt, die zwar in Sichuan liegt, aber einen Sonderstatus hat. Seit September spielen dort Teams in fünf Divisionen. Oder auch Harbin im hohen Norden, wo seit dem 12. Juli 32 Teams gegeneinander antreten. In Weifang (Provinz Shandong) spielen 16 Mannschaften aus verschiedenen Stadtteilen. Zum Eröffnungsmatch kamen knapp 30 000 Zuschauer.
Wie sind diese Fußball-Wettbewerbe zu werten? Der chinesische Fußball leidet ja darunter, dass er keinen Unterbau hat wie zum Beispiel in Deutschland oder anderen etablierten Fußballnationen. In China gibt es keine Vereinskultur, keine Ligen auf Provinz- und Stadtebene. „The popularity of Suchao is a remarkable development in China´s grassroots sports scene”, sagt Michal Dahl, Professor an der Alberta International School of Recreation, Sport and Tourism of Beijing Sports University. Er hofft, dass sich damit etwas im chinesischen Fussball etwas verändert: “Establishing similar leagues could help popularize soccer and expand its reach.“