In China ist das gute, alte Taxi längst tot. Den Markt haben sogenannte Ride-Hailing-Firmen unternommen. Dieser englische Ausdruck lässt sich schwer mit ein, zwei Worten übersetzen, bedeutet aber das Bestellen von Fahrdiensten über digitale Plattformen oder mobile Apps. Uber ist zum Beispiel ein solches Ride-Hailing-Unternehmen. Uber ist aber nicht (mehr) in China. Die führenden Unternehmen heißen dort Didi und Meituan Dache. Mittlerweile ist diese Branche ein wichtiger und großer Arbeitgeber in China. Im vergangenen Jahr arbeiteten knapp 7,5 Millionen Fahrer in diesem Gewerbe. Was steckt aber hinter dieser gigantischen Zahl? Das untersuchten Forscher des China Research Center on New Forms of Employment (CNFE). Sie werteten 5417 Fragebögen aus, die im Juli 2025 an Fahrer in 13 Provinzen verschickt wurden. Zunächst ist wenig verwunderlich, dass die Fahrer eine fast reine Männergesellschaft darstellen. Der Frauenanteil liegt unter zehn Prozent. Das Durchschnittsalter beträgt knapp 40 Jahre. Aber die Zahl der älteren Fahrer nimmt zu, weil viele zu ihrer spärlichen Rente etwas dazu verdienen wollen. Über 20 Städte haben deshalb das Höchstalter erhöht. Zum Beispiel dürfen Fahrer in Hangzhou, Shenzhen und Chengdu bis maximal 65 Jahre am Steuer sitzen. Die Jobs bei Didi & Co. sind für viele Chinesen quasi ein Auffangbecken, nachdem sie zuvor eine Stelle woanders verloren haben. Vor allem Kohle- und Stahlarbeiter, die ihren Job verloren haben, wechselten häufig zu einem Ride-Hailing-Unternehmen. Diese Branche „served as an employment stabilizer in regions facing employment pressures”, heißt es in der Studie. Rund 70 Prozent der Fahrer kommen aus traditionellen Arbeiterberufen, aber es sind auch einige gescheiterte Jungunternehmer und Hochschulabsolventen dabei. So haben 7,4 Prozent einen Hochschulabschluss. An dem Job schätzen die Fahrer vor allem drei Dinge: die sofortige Bezahlung, die geringen Eintrittshürden und die flexiblen Arbeitszeiten. Das durchschnittliche Einkommen beträgt 7623 Yuan (913 Euro). Das liegt über denen eines Essenslieferanten (7496 Yuan), Kurierfahrer (6124 Yuan) und Arbeiter auf dem Bau (5900 Yuan). Sehr aktive Fahrer in den großen Städten wie Beijing oder Shanghai verdienen gar 11 557 Yuan im Schnitt. Vier von fünf Fahrer sind deshalb auch mit ihrem Gehalt zufrieden. Der Zufriedenheitsgrad ist deutlich höher als bei den Lkw-Fahrern (21,95 Prozent). Jedoch sind die Zukunftsaussichten der Branche nicht mehr so rosig. Sie erreiche langsam ihren Sättigungsgrad. Der Wettbewerb nehme zu. Es komme deshalb zunehmend zu einem Preiswettbewerb, der die Einkommen der Fahrer schmälern dürfte, resümiert in der Studie.
Info:
Eine Zusammenfassung der Studie gibt es hier bei Beijing Scroll: https://www.beijingscroll.com/p/inside-chinas-748-million-ride-hailing