Im Fußball ist im Sommer Transferzeit. Wochenlang beschäftigen sich die Medien in der fußballlosen Zeit mit möglichen und vollzogenen Wechseln von Spielern: Wer geht von Verein A zu Verein B? In diesem Sommer konnte man allerdings in einem ganz anderen Metier viele Wechsel verkünden – in der Wissenschaft. Seit US-Präsident Donald Trump offen seine Wissenschaftsfeindlichkeit zelebriert, überlegen viele Wissenschaftler das Land zu verlassen. Viele andere Nationen würden diese Flüchtlinge gerne aufnehmen und bieten deshalb Incentives an, um diese Trump-Geschädigten in ihr Land zu locken. Besonders China tut sich dabei hervor (siehe Artikel oben). China hat dabei noch den Vorteil, dass viele chinesische Wissenschaftler in den USA forschen und sich dort auch wegen einer gewissen China-Phobie nicht mehr geschätzt und wohl fühlen. Zudem kommen einige chinesischstämmige Wissenschaftler aus patriotischen Gefühlen zurück- sie wollen ihren Beitrag dazu leisten, dass aus ihrem Heimatland eine Technologiemacht wird.
Hier nun eine (unvollständige) Übersicht über renommierte chinesische Wissenschaftler, die in den vergangenen Monaten nach China zurückgekehrt sind:
- Zhou Ming, Experte für die Entwicklung von Flugzeugen, verließ den amerikanischen Engineer-Giganten Altair, für den er seit 1998 arbeitete, zuletzt als Chief Engineer und Senior Vice President. In dieser Zeit war er maßgeblich am Design der Riesenjets Boeing 787 und Airbus A 380 beteiligt. Er ist ein Experte im Bereich des Computer-Aided-Engineering (CAE). Zhou, der übrigens an der Uni Duisburg-Essen promovierte, wird nun Gründungsdirektor des Eastern Institute of Technology in Ningbo, einer privaten Universität. .
- Feng Gensheng ist in der Krebsforschungsszene ein rising star. Er gilt als Experte für Tumorimmunologie. Er forscht seit über 40 Jahren in den USA. Seit 2009 ist er Professor an der University of California San Diego. Dort verabschiedet er sich frustriert. In einem (Abschieds-)Brief an seine Kollegen schreibt er: „Science cannot thrive in an environment where support comes and goes with electoral cycles.“ In China bekommt er die notwendige Unterstützung. Deshalb übernimmt er die Leitung des Krebsforschungsinstituts der Shenzhen Bay Laboratory. Dort wird er den Schwerpunkt seiner Forschung auf die personalisierte Krebsbehandlung legen.
- Wang Jing kann auf eine lange Karriere als Neurobiologe in den USA zurückblicken. Er promovierte einst an der University of Iowa, arbeitete anschließend in den berühmten Bell Labs. Seit 2004 war er Professor und Chair im Department of Neurobiology an der University of California San Diego. Nun ist er Direktor des Institute of Molecular Physiology in den Shenzhen Bay Laboratory.
- Zhong Xiao kommt ausnahmsweise mal nicht aus den USA zurück, sondern aus Finnland. Der an der USTC ausgebildete Mathematiker siedelte 1996 nach Finnland über, um dort in Jyväskylä zusammen mit Tero Kilpelainen zu forschen. Seit 2010 ist er Professor an der Uni Helsinki. Zhongs Spezialgebiet ist die partielle Differentialgleichung, die im Bereich der KI wichtig ist. Sein Wissen stellt er nun der Sun Yat-sen Universität in Guangzhou zur Verfügung.
- Zhang Yitang istebenfalls Mathematiker und ein Experte der Zahlentheorie. Schon in jungen Jahren entpuppte sich der heute 70jährige als Mathe-Genie. Doch zunächst kam ihm die Kulturrevolution dazwischen. Aber danach studierte er an der Beida, ehe er schon Mitte der 80er Jahre an die Perdue Universität in die USA wechselte. Seit 2015 ist er Professor an der University of California Santa Barbara. Nach über 40 Jahren USA kehrt er nun nach China an die Sun Yat-sen Universität in Guangzhou zurück.
- Zhou Jianbin wird Professor an der USTC in Hefei, wo er promovierte, eher er 2017 in die USA ging. Dort lehrte und forschte der Batterieexperte am Northwest National Lab und der UC San Diego, ehe er beim Startup Sonocharge Energy arbeitete. Zhou beschäftigt sich vor allem mit den Solid-State-Batterien. Diese neue Technologie gilt als Upgrade für Lithiumbatterien, wodurch die Lebensdauer der aktuellen Batterien um ein Vielfaches verlängert werden kann.
- Lu Wei ist Neurobiologe und arbeitete seit 2012 als Senior Investigator beim amerikanischen National Institute of Health (NIH), das von Trump unter Beschuss steht. Zuvor hat Lu an der New York University promoviert. Lu beschäftigt sich mit der Frage, wie Moleküle im menschlichen Gehirn miteinander agieren. Nun hat Lu bei der Shenzhen Medical Academy of Research and Translation (SMART) angeheuert, die erst 2023 in der Hightech-Metropole Shenzhen etabliert wurde. An die SMART wechselten noch zwei weitere Forscher:
- Yang Dan war über 35 Jahre in den USA.Nach ihrem Physikstudium an der Beida ging sie bereits in den 80er Jahren in die USA, wo sie an der Columbia University promovierte. Ihr Forschungsgebiet sind neuronale Kreisläufe. Zuletzt war sie Professorin für Neurobiologie an der University of California Berkeley. 2018 wurde sie übrigens in den elitären Kreis der US National Academy of Sciences aufgenommen.
- Shan Liang, Aidsexperte an der Washington University School of Medicine (WashU Medicine) wechselte ebenfalls an die SMART in Shenzhen, wo er nun das Institute of Human Immun0lgy leitet. Nach seinem Studium in China (Nankai und Fudan) promovierte er 2012 an der Johns-Hopkins-Universität und forschte anschließend an der Yale University, ehe er an die WashU Medicine wechselte.